Mit dem Rad nach München

Mit dem Rad nach München

🚴+⛺️ > 🇩🇪 🇸🇪 🇵🇱 ? 🤔

Meine erste Solo-Reise sollte mich durch Deutschland führen. Potsdam – München. Nur mein Rad, die mehr oder weniger guten Radwege, und ich🥳. 🚵‍♂️

Klar ist die Route, das Ziel und die Ankunftszeit. Alles dazwischen, wie Verpflegung, Unterkunft, Sightseeing und so weiter, ergibt sich unterwegs (hoffe ich). 😅

🤨 Werde ich mich 7 Tage lang dafür begeistern können, jeden Tag ~ 100km(+/-) zu fahren?

🧭 Werde ich schneller oder langsamer als geplant sein?

🚞 Werde ich auf das 9€ Ticket zurückgreifen (müssen)?

😱 Werde ich abbrechen?

🥵 Habe ich zu viel / oder zu wenig eingepackt?

Ich freue mich diese Fragen während meiner Tour beantworten zu können. Wie es mir erging, habe ich hier schriftlich festgehalten. 😅

Tag 1 – Tschüss Potsdam

Die Taschen gepackt, sowie alle Vorbereitungen erledigt. Was mit muss und was organisiert werden muss, habe ich in den vorhergehenden Tagen (bis Wochen), erledigt. Nach dem Kaffee sollte es losgehen. Nur noch „schnell“ die Strecke auf das Garmin laden. Doch das Garmin konnte keine stabile Bluetoothverbindung zum Smartphone herstellen und das Laden der Strecke brach immer wieder ab. „Geht ja schon mal gut los.“, dachte ich. 😣 Glücklicherweise konnte ich die Strecke doch noch im Garmin finden, da ich sie anscheinend irgendwann schon einmal geladen hatte.

So konnte ich anschließend mit einer leichten Verspätung starten. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: das Garmin wird mir in den nächsten Tage noch viel „Freude“ bereiten.

Am ersten Tag komme ich gut voran. Fühlt sich an, wie eine meiner „normalen“ Tagestouren. Nach 37Km mache ich die erste Pause in Treuenbrietzen. Gut gestärkt ziehe ich weiter und leichter Gegenwind verhindert, dass ich überhitze. 😉 So erreiche ich gegen 14 Uhr bereits die Lutherstadt Wittenberg und gönne mir erstmal ein 🍦.

Kurz darauf erreiche ich das minimale Tagesziel und überquere die Elbe. Ab hier ~~betrete~~ berolle ich Neuland und fahre in „unbekannte“ Gegenden. Ich erfahre, dass ich mich ab jetzt in einem Bergbaugebiet befinde, welches mich noch ein wenig begleiten wird.

Ich fahre vorbei an gefluteten ehemaligen Tagebauten. Informationstafeln erzählen von Waldelefanten, die hier vor ca. 100.000 Jahren lebten und ersten Funden menschlichen Ursprungs, welche ~3100 Jahre alt sind.

Gegen 17:30 Uhr erreiche ich dann den ersten Zeltplatz auf meiner Tour, richte den Schlafplatz ein, wasche mich und lasse den Tag am Campingplatzkiosk ausklingen.

WasWieviel
Zeit in Bewegung (h)6
Gefahrene Kilometer109
Durchschnitsgeschwindigkeit (Km/h)17,9
max. Geschwindigkeit (Km/h)36
Höhenmeter461

Tag 2 – Eine kleine Herausforderung

Frisch berödelt geht es in den zweiten Tag und ich lerne die Vor- und Nachteile von Sonnencreme kennen. Tags zuvor vergaß ich, meine Beine einzucremen und habe nun Sonnenbrand auf Knien und Waden. 🙈 Learning: Auch die Beine einschmieren. Ergebnis von Hitze in Kombi mit notwendiger Sonnencreme: nach 23Km sehen meine Beine aus, wie panierte Schnitzel (mit Sand). An Tag 2 zog sich die Strecke schon und ich kam gefühlt nicht wirklich vorwärts, erreichte aber dennoch zum Mittag Leipzig.

Während ich meine Bratwurst esse, bin ich zunehmend von dem Gewusel, dem Lärm und dem Gestank der Stadt genervt, sodass ich nur noch weiter und dem ganzen entfliehen möchte.

So fahre ich durch das schöne Connewitz heraus aus Leipzig. Gerne würde ich mich hier in einer der Kneipen niederlassen und ein Bierchen trinken. Leider ist es dafür aber noch zu früh und ich habe noch ein paar Kilometer vor mir.

Es dauert nicht lang und ich war wieder auf Radwegen in der schönen Natur. Bei einem kleinen Rastplatz entschied ich mich, erst mal [Fika][9] zu machen und mich wieder zu sammeln, da mich diese wuselige Stadt hart gestresst hat. Es war nicht der schönste Platz, aber ich hatte Bank und Tisch. Kurz bevor ich los wollte, kam eine ältere Dame mit ihrem Auto angefahren, die gerade auf dem Weg zu ihren Kindern war, wo die Enkelin an diesem Tag Jugendweihe haben sollte. Und bevor es in den Trubel geht, wollte sie an diesem schönen Platz, an den sie früher öfter gekommen war, eine Pause machen. Naja, Schönheit ist dann wohl wirklich relativ. 😅

Später bin ich an diesem eingezäunten Gelände vorbeigefahren, welches sich schnell als Gefängnis heraus gestellt hat. An den Fenstern standen die Insassen und haben sich über den Hof, von Fenster zu Fenster unterhalten, bzw. angebrüllt, was ziemlich tumultartig wirkte. Und dann stehe ich da, mit meinem Rad und der Campingausrüstung, mit der Freiheit, hinfahren zu können wo ich hin will. Auf der anderen Seite stehen diese Menschen, die maximal unfrei sind und sich auf ~9m² „frei“ bewegen können. Was für ein Kontrast. Da bin ich doch froh, auf der richtigen Seite des Gesetzes zu stehen. 😇

Nun musste ich mich aber langsam entscheiden, wo ich die Nacht verbringen möchte. Da es um Altenburg einen 20 km Radius gibt, in dem keine Campingplätze vorhanden sind, hatte ich nur die Möglichkeit, um 15 Uhr den nahegelegenen Campingplatz zu nutzen, oder binnen 3 Stunden noch weitere 40 Kilometer zu fahren. Das bis 18 Uhr zu schaffen war recht knapp und ich fing an, die Campingplätze anzurufen, welche min. bis 19 Uhr neue Gäste aufnehmen. Glücklicherweise wurde ich bei einem Freibad fündig und kam rechtzeitig an. So bekam ich auch Zugang zu den Sanitärbereichen und Duschen. Es war möglich auch nach Aufnahmeschluss zu kommen und das Finanzielle etc. am nächsten Tag zu klären. Dadurch könnte man aber erst am nächsten Tag unter die Dusche und müsste, dreckig und durchgeschwitzt, wie man ist, in den Schlafsack gehen. 😣War hier gottseidank nicht der Fall, aber ein Thema, welches mich auf der ganzen Reise noch bewegen wird.

Auf dem Platz durfte ich zwei Rentnerpärchen kennenlernen, die ihre Rente mit einer Radreise genießen. Das eine Pärchen kam ursprünglich aus Basel (CH) und war bereits 8 Wochen unterwegs. Sie fuhren zunächst nach Prag (CZ), um von da, über Dresden, den Mittellandradweg zu erkunden.

Das andere Pärchen kam aus Erfurt und war ebenfalls dabei den Mittellandweg zu bestreiten. Natürlich fuhren sie mit E-Bikes. Aber es ist doch schön anzusehen, welche technischen Möglichkeiten wir bekommen, um auch im rüstigen Alter noch so reisen zu können.

WasWieviel
Zeit in Bewegung (h)7
Gefahrene Kilometer119,6
Durchschnitsgeschwindigkeit (Km/h)16,8
max. Geschwindigkeit (Km/h)51,2
Höhenmeter582

Tag 3 – Vogtland

Heute beginnt die Etappe mit den Höhenmetern. Bei sonnigem Wetter und 25°C, starte ich in den Tag und darf auf den ersten ~15 km noch etwas Gefälle genießen. Während ich einzelne Steigungen gemütlich oder mit leichter Anstrengung schaffe, kommen bald auch die ersten Fahrradschiebestrecken, die einem doch echt viel abverlangen. Aber die Aussicht, die man für das ganze Auf und Ab geboten bekommt, macht das die Anstrengung wieder wett.

Seit ich Brandenburg verlassen habe, musste ich schmerzlich feststellen, dass es auf der Strecke kaum bis keine Rastplätze für Radreisende und Wandernde gibt. So bleibt nur noch die Wiese, auf die man sich setzen kann, um sich von den Anstrengungen zu erholen. Warum gibt es hier keine Plätz zum Verweilen, bei dieser schönen Aussicht?

In der Pause stellte ich mir die Frage, wie man Fahrtrichtungsanzeigen macht, wenn man gerade alle Hände voll damit zu tun hat, den Lenker festzuhalten und gleichzeitig zu Bremsen. Vorschläge waren Blinker und Bein raus halten. Vlt. einen Wurstblinker? Bis auf Weiteres werde ich an die Siutuation angepasst fahren und im Zweifel rechts ranfahren, bis alles frei ist.

Wer viel hinauf fährt, fährt auch hinab. Bei meiner Streckenplanung tauchen auch immer wunderschöne Schotterwege auf. Es gibt Gründe für die Wahl der Bereifung. 😉 Aber ich liebe es nunmal, durch den Wald zu fahren und nehme dafür gerne Schotterwege auf mich. Dieser Schotter war aber schon recht grob. 🙈

Und während ich langsam in den Bereich des Erzgebirges komme, taucht am Wegesrand diese geile Schutzhütte auf. Wäre ich in Schweden, wäre dies mein Nachtlager geworden. Leider sind diese Schutzhütten in Deutschland nicht zur Übernachtung zugelassen.

Am späten Nachmittag habe ich den höchsten Punkt mit 782 m üNN erreicht. 🥳 Aber die erhoffte Aussicht gab es nicht und ich stand auf einem hässlichen Schotterparkplatz, an einer Straße am Waldrand, mit einem geschlossenen Imbiss. Nach kurzer Verschnaufpause ging es auch gleich weiter ins Tal, ins Hotel. Denn heute lasse ich es mir mal richtig gutgehen, mit Hotelzimmer und geilem Abendbrot im Restaurant. 😎

Doch es kam alles anders, als erwartet. 🤯

Beim heraustreten aus der Duschkabine meines Hotelzimmers bleibe ich mit dem kleinen rechten Zeh an der Führungsschiene der Kabinentür hängen, schneide mir in die Haut und breche mir den Zeh. Dann, großer Schock, erstes Blut und der Zeh kann sich in vier Richtungen bewegen. Fuck! Das war es! In diesem Moment war für mich der Trip gelaufen und ich mental am Boden. Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte und den Zeh notdürftig verarztete, bin ich erst einmal runter ins Restaurant gegangen, um etwas zu Essen und ein Bier zu trinken. Genießen konnte ich davon natürlich nichts und das Umfeld hat es nicht besser gemacht. So bin ich schnell wieder auf’s Zimmer geflüchtet.

Nach ein paar Tipps und ein-zwei Youtube Videos, habe ich den Zeh erst einmal ordentlich verarztet. Jetzt kam es auf 4 Fragen an.

  • Schwillt der Zeh an? Nein.
  • Färbt der Zeh sich grün, blau oder scharz? Nein.
  • Zeigt der Zeh in eine unnatürliche Richtung? Nein.
  • Schmerzt der Zeh stark? Nein.

Wenn ich am nächsten Tag diese 4 Fragen wieder mit Nein beantworten und mit dem Fuß auftreten könnte, kann ich weiter fahren. Also hoffen und abwarten. Nebenbei habe ich schon den Abbruch und meine Abholung organisiert, falls alles schiefgeht. Und so habe ich versucht schlafen zu gehen…

WasWieviel
Zeit in Bewegung (h)5
Gefahrene Kilometer70,4
Durchschnitsgeschwindigkeit (Km/h)13,5
max. Geschwindigkeit (Km/h)46,6
Höhenmeter1034

Tag 4 – Kurzbesuch in Tschechien

Nach einer recht guten Nacht, kann ich am nächsten Morgen die 4 Fragen immernoch mit Nein beantworten. „Wenn ich jetzt noch Fahrrad fahren kann, wäre der Tag gerettet.“ 🙏

So bin ich erstmal zum Frühstück gehumpelt und habe mich ausgiebig für den Tag gestärkt. Danach hieß es den nächsten Rossmann anzufahren, um Tape für die weitere Zehbehandlung zu besorgen. Du glaubst gar nicht, wie froh ich war, als ich dort ankam und wusste, dass ich mit dem Fuß weiter fahren kann.

Nachdem ich mich mit dem zickigen Garmin mal wieder auseinander gesetzt habe (ging übrigens die ganze Reise so), habe ich bereits um viertel 10 die Grenze zu Tschechien überquert.

Erwähnte ich schon, dass mein Hotel im Klingenthal war? Thal bedeutet, da muss ich auch erstmal wieder raus. Trotz kaputtem Fuß, war ich bereits nach 1,5 Stunden über den Berg und konnte die Fahrt wieder genießen.

Ich war sehr überrascht, wie gut das Radwegenetz mittlerweile auch in Tschechien ausgebaut ist. Es gab sogar Rastplätze für Radfahrende und Wandernde.

Dort habe ich auch gleich eine Kaffeepause eingelegt und meinen Fuß ausgepackt, um zu sehen, ob die Belastungen vlt. zu groß sind und ich eine der der 4 Fragen doch noch mit Ja beantworten müsste. Zum Glück war alles gut und ich konnte weiter fahren. Einen Radreisenden hält nichts auf. 💪🏼

So ging es weiter, durch Felder und Wälder. Vorbei an Traktoren, denen man lieber Platz gemacht hat, bis nach Cheb, der einzigen großen Stadt, die ich auf meinem Kurzbesuch in Tschechien durchquere. Danach ging es direkt auf einen 1A Fahrradweg, der auf einem alten Bahndamm entlang führt, sodass ich beinahe nicht mitbekommen hätte, wann ich wieder nach Deutschland Bayern herein fahre.

Kein Grenzstein, kein „Willkommen in der Bundesrepublik“, keine Markierungen. Nur dieses kleine Schild und einige Infotafeln, die auf einmal auf deutsch waren.

Nun war es bis zum nächsten Lager nur noch ein Katzensprung. Beim Supermarkt noch schnell etwas für die kalte Küche eingekauft, Zeltplatz angesteuert und Lager aufgebaut.

Eigentlich war es ein ganz cooler Campingplatz, obwohl ich eine Weile gebraucht habe, um am nächsten Tag wieder auf die Beine zu kommen, da im Preis Sauna und Pool inbegriffen waren. Über eine Zeltwiese hätte ich mich aber gefreut, anstatt diesen Schotterplatz nutzen zu müssen. Mit viel Gewalt habe ich die Heringe dennoch in den Boden bekommen.

WasWieviel
Zeit in Bewegung (h)5
Gefahrene Kilometer71,4
Durchschnitsgeschwindigkeit (Km/h)14,5
max. Geschwindigkeit (Km/h)49,5
Höhenmeter663

Tag 5 – Im Karpfenland

Nach dem morgendlichen Puzzle des Radreisenden (die Beladung des Bocks), bin ich in den fast entspanntesten Tag der Reise gestartet. Heute geht es hauptsächlich bergab, und so rolle ich durch Felder, Wiesen und Wälder. Und wie ich so den Tag genieße, fällt mir auf, wie ich mich an das Leben eines Radreisenden gewöhnt und kein Problem damit habe, diese Strecke alleine zu fahren. Teilweise nervt mich die Anwesenheit von Menschen sogar. Und wenn ich daran zurück denke, wie mich Leipzig gestresst hat, wie wird es dann in München werden? 😱 Aber ab da bin ich auch nicht mehr alleine unterwegs. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Nanu. Was ist das?

Dann drückt das Äffchen mal das Knöpfchen. Nichts passiert. Komisch. Ich drücke nochmal. Kein Knistern, kein Tuten, kein Feedback. Warum ist hier ein Trampelpfad, um das Geländer herum? Ist auf der anderen Seite auch ein Trampelpfad? Es passiert weiter nichts. Ich schiebe das Fahrrad um das erste Geländer und stehe auf den Schienen. Auf einmal ertönt die Sprechanlage und warnt, dass jetzt die Schranken öffnen. 😂 Und vor mir öffnet sich die Schranke.

Bei den Radfahrenden nach mir ging das dann alles schneller. Zumindest bin ich heile auf der anderen Seite angekommen.

Später am Tag trudle ich auf einem der beliebtesten Campingplätze Bayerns, der mit 21€ auch der Teuerste ist, ein. Da der Platz völlig ausgebucht war, habe ich noch ein kleines Stückchen Wiese im „Vorgarten“ eines anderen Campers bekommen, der das an der Rezeption angeboten hatte.

Nachdem ich alles wieder aufgebaut und mich geduscht habe, habe ich mich noch an den See gechillt und das Wetter genossen.

Nebenbei bemerke ich, wie viele Kinder es auf diesem Campingplatz gibt und diese noch um 22Uhr herumrennen. Genau das richtige für mich. 🙄 Also für mich war der Campingplatz viel zu unruhig und voll. Aber es ist ja nur für eine Nacht.

WasWieviel
Zeit in Bewegung (h)5
Gefahrene Kilometer92,4
Durchschnitsgeschwindigkeit (Km/h)18,0
max. Geschwindigkeit (Km/h)50,3
Höhenmeter663

Tag 6 – Regensburg und brütende Hitze

Mit 62 km wird es heute der Tag mit der kürzesten Strecke, da ich mir vorgenommen habe, mir Zeit zu nehmen und mir Regensburg anzuschauen.

Von der Schönheit dieser Stadt bin ich einfach nur begeistert. Ich bin gefühlt jede Gasse herunter gelaufen und damit im Zickzack durch die Innenstadt. Um den Post nicht noch weiter mit Bildern zu sprengen, werde ich am Ende einen Link zu den Bildern setzen. Aufgrund der sengenden Hitze, war der Spaziergang durch die Stadt schon recht anstrengend. So suchte ich mir ein schattiges Plätzchen an der Donau und gönnte mir eine Erfrischung.

Da ich noch 16 km zu fahren hatte, musste ich beizeiten auch wieder aufbrechen, um vor 18 Uhr auf dem Campingplatz zu sein. Das nervte langsam echt.

Auf diesem Campingplatz gibt es eine Zeltwiese, nur für Zelte, eine kleine Bierzeltgarnitur für jede Parzelle und das sogar mit einer abschließbaren Kiste, sofern man ein Vorhängeschloss dabei hat. Wahlweise stand auch ausreichend Strom zur Verfügung, worauf ein „autarker“ Radreisender jedoch nicht angewiesen ist. Aber es gab auf dem gesamten Platz kein einziges schattiges Fleckchen. Als die Sonne etwas weiter gesunken war, konnte ich mich zumindest in den Schatten von meinem Zelt legen (kauern). 🥵

WasWieviel
Zeit in Bewegung (h)4
Gefahrene Kilometer69,5
Durchschnitsgeschwindigkeit (Km/h)16,3
max. Geschwindigkeit (Km/h)51,5
Höhenmeter477

Tag 7 – Auf nach Landshut

Die ganzen letzten Tage, seit ich in Bayern bin, habe ich das Gefühl, dass auf den Straßen echt wenig los ist, da hier gerade Ferien sind. Aber heute ist irgendwie besonders wenig los. Selbst auf den Landstraßen ist kein Verkehr. Irgendwann beschleicht mich der Verdacht, dass heute ein Feiertag sein könnte und ein Blick ins Internet bestätigt meine Vermutung. Es ist Fronleichnam und ich bin nicht drauf vorbereitet, was die Tagesverpflegung angeht, da ich nicht einfach beim nächsten Supermarkt anhalten kann. Nun erklärt es sich auch, warum in den letzten Ortschaften die freiwilligen Feuerwehren Straßen abgesperrt haben. In nahezu jeden Ort finden Festtagsumzüge statt. Natürlich habe ich genau davon kein Foto gemacht. 🙈

Aber in Landshut habe ich wieder fleißig Bilder gemacht.

Hier habe ich erstmal eine schöne Mittagspause in der historischen Altstadt von Landshut genossen, mir einen Kaffee, belegtes Brötchen und Kuchen gegönnt, bevor ich die Stadt weiter erkunde. Beim durch die Straßen streifen fiel auf, dass es hier eine Burg gibt. Wenn es irgendwo hoch geht, bin ich dabei. 😂 Es hat sich gelohnt und ich konnte schöne Eindrücke sammeln. Zuerst bin ich durch die große Parkanlage gelaufen, die auf der Anhöhe ist und habe in Wirklichkeit den Weg zur Burg gesucht. Die auf der Karte eingezeichneten Wege schienen nicht mit den vorhandenen Wegen übereinzustimmen. So lief ich in Sackgassen und in Kreisen. Letztendlich konnte ich die Burg finden und ein paar schöne Bilder machen. Danach ließ ich den Nachmittag an der Isar ausklingen, bei Bierchen und Schiffe beobachten.

Während ich da so sitze, fällt mir auf, dass ich gerade noch gedacht hatte, dass es bis zum Ziel noch so viele Tage sind, ich das Gefühl hatte, mich verkalkuliert zu haben und nicht wusste, wie das alleine werden soll. Nun ist das über 4 Tage her, es ist mein vorletzter Tag, meine letzte Nacht im Zelt und morgen Mittag bin ich schon in München. Wie auf einmal die Zeit verflogen ist. Wahnsinn. Und so trinke ich mein Bier aus und genieße noch etwas den Moment, bevor es auf die letzten 10 km des Tages geht. Der Sanitärbereich dieses Campingplatz hat nicht die besten Bewertungen. 🙈 Ich habe aber keine wirkliche Alternative und lasse mich überraschen.

Natürlich gab es mal wieder keine Zeltwiese und ich konnte mir aussuchen, ob ich auf der Wiese an der Einfahrt, neben der Landstraße oder vor dem Wohnwagen der Kiner des Campingplatzbetreibers, mein Zelt aufschlagen möchte. Auf dem Bild ist zu sehen, wofür ich mich entschieden habe. Da ich hier ja nur die schönen Seiten der Reise zeigen möchte 😂, habe ich mal den vermüllten und heruntergekommen Teil dieser Parzelle ausgeblendet. Da die Kinder nicht da waren, hatte ich es eigentlich ruhig und war abgeschirmt. So hatte ich eine „Terasse“ mit Campingstuhl und Tisch. Was für ein Luxus, mal nicht auf dem Boden sitzen zu müssen. Wie gesagt, das nächste mal mit Campingstuhl.

Der Sanitärbereich war dann wirklich letztes Jahrhundert und für 6 Duschkabinen gab es einen 60er Jahre Stuhl, zum Ablegen der Sachen. Hier wird Privatsphähre noch klein geschrieben und man zeigt, was man hat.

Im teilweise gelobten Campingplatzrestaurant habe ich mir zum Abendbrot noch eine Pizza gegönnt, bevor ich auf meiner Terasse den Abend habe ausklingen lassen.

WasWieviel
Zeit in Bewegung (h)4
Gefahrene Kilometer62,1
Durchschnitsgeschwindigkeit (Km/h)18,7
max. Geschwindigkeit (Km/h)43,9
Höhenmeter506

Tag 8 – Einfahrt in München

Da ich tags zuvor mit viel Mühe bis Mittags die ~55 Kilometer bis nach Landshut geschafft habe, bin ich besonders früh losgefahren und hatte um 8 schon die ersten 18 km runter.

Da ich so früh aufgebrochen bin, war mein Zelt und Kram vom Morgentau noch dementsprechend nass. Entlang der Isar fielen mir die vielen freien und trockenen Flächen auf. Diese nutzte ich, um bei einem entspannten Frühstück meine Ausrüstung zu trockenen.

Wieder zurück auf der Strecke sehe ich, dass, wenn ich so weiter fahre, ich min. 2 Stunden zu früh in München bin.

Glücklicherweise fällt mir wieder eine Stadtbesichtigung vor die Räder und ich erkunde Freising. Diesmal gibt es ein Kloster, das es zu erklimmen gilt. So strample ich das Kopfsteinpflaster hoch und holpere wieder herab. Kaffee und Butterbrezel stärken mich für den nächsten Abschnitt gen München. Und ich bin immernoch eine Stunde zu früh dran. 😅 Es gibt halt Tage, da rollt es einfach und es gibt halt Gegenwind, Bergauf, Rollwiderstand, Gravitation, böse Geister, …

Pünktlich, kurz nach 13Uhr erreiche ich den Münchner Hauptbahnhof und freue mich schon auf das bombastische Siegerfoto und Tommy. Jedoch stelle ich fest, dass München den hässlichsten Bahnhof hat, den ich je gesehen habe. So mussten wir uns auf die Suche nach einem guten Spot begeben.

Ich habe es geschafft, und bin in 8 Tagen von Potsdam nach München geradelt.

WasWieviel
Zeit in Bewegung (h)3,5
Gefahrene Kilometer67,4
Durchschnitsgeschwindigkeit (Km/h)18,6
max. Geschwindigkeit (Km/h)36,4
Höhenmeter172

Bonus – Starnberger See

Am nächsten Tag fuhren wir gemeinsam zum Starnberger See und konnten am Horizont die Alpen mit der Zugspitze sehen (rechts im Bild).

Was für ein faszinierender Anblick. (Leider ohne Profikamera schwer zu erfassen)

Der Starnberger See ist für MünchnerInnen ein beliebtes Ausflugsziel. Und so gibt es einen 1A direkten Radweg durch den man „schnell“ am See sein kann. Über den See gibt es mehrere Schiffsverbindungen, um andere Ort am See bequem erreichen zu können, oder einfach nur eine Rundfahrt zu machen. Da es nur noch eine überfülltes, mit vielen Kindern bevölkertes, Boot gab, entschieden wir uns gegen die Schiffsfahrt, schlenderten stattdessen die Promenade entlang und erkundeten noch etwas Starnberg. Bei den steigenden Temperaturen gestalltete sich dies zunehmend schwieriger, weswegen wir uns dafür entschieden haben, den Rückweg anzutreten. Dieser sollte durch Wälder und an der Isar entlang wieder nach München führen.

Wie wir auf unserem Weg erfahren haben, gab es damals Floßfahrten die Isar hinunter in Richtung München, für den Warentransport. Heute gibt es noch Floßfahrten für touristische Zwecke. Da die Isar aufgestaut wird, gibt es an jedem Stauwehr eine Floßrutsche, die Vergnügen garantiert. Diese Tradition, flussaufwärt einzusetzen und sich nach München treiben zu lassen, besteht bis heute, wie wir bei diesem interessanten Spot feststellen durften.

Zuerst durften wir über diese zwei etagige Brücke mit prima Aussicht fahren, um von unten zu sehen, dass oben drauf die Bahn fährt. Bei einem Päuschen am Wasser ist uns aufgefallen, dass viele mit Schlauchboten, SUPs und was sonst so schwimmt, sich einfach flussab haben treiben lassen. Schnell wurde uns klar, dass die Leute mit ihren Booten in die S-Bahn steigen und irgendwo flussaufwärts einsetzen, um sich dann wieder nach München treiben zu lassen. Die Floßrutschen müssen bei diesem Unterfangen jedoch umlaufen werden. Da wir keine Boot dabei hatten und unsere Räder nicht schwimmen können, sind wir gemütlich nach München gerollt und haben uns der Nahrungssuche gewidmet.

An Odeonsplatz und Ludwigstraße ließen wir den Abend beim Autoposen ausklingen. Die Anwesenheit von Polizei diente dann immer der Unterhaltung. 😉 Mal etwas anderes.

Zusammenfassung und Fazit

Ich bin so froh, diese Erfahrung gemacht zu haben und sie auch bis zum Ende durchziehen zu können. Im Vorfeld war ich mir sehr unsicher, ob das wirklich etwas für mich ist und wie es ist, alleine zu Reisen, insbesonder als Radreise. Ich muss sagen, es funktioniert, hat Spaß gemacht und die Lust auf mehr geweckt.

Im großen und ganzen war ich auch mit meinem Setup zufrieden und würde nur Kleinigkeiten ändern. Auch wirklich Unnötiges hatte ich nicht dabei, bei dem man sagen könnte, hier lässt sich noch was einsparen. Wobei einsparen ein guter Punkt ist, wenn man die Bikepacking Videos auf YT sieht, wie minimalistisch die da bepackt sind. Ich muss sagen, ich bin eher der Typ für Biketouring, habe meine 4 Taschen und noch Luft, hier und da etwas unterzubringen. Was mich auch zum nächsten Punkt und Abenteuer führt. Da mich dieses „18 Uhr auf’m Zeltplatz sein“ hart genervt hat und ich Wildcampen noch nicht auf meiner Liste habe, will ich meine nächste Solotour in Schweden machen. Um dort komplett autark unterwegs sein zu können, werde ich noch ein paar Tools brauchen. Zudem muss ich auch mehr Wasser und Essen transportieren, wenn ich nicht als Minimalist unterwegs sein will.

Wie steht es um die Fragen, die ich mir vor der Reise gestellt habe?

🤨 Werde ich mich 7 Tage lang begeistern können, jeden Tag ~ 100km(+/-) zu fahren?

  • Ja, kann ich. Dass ich dies so konstant durchhalten kann, hat mich sehr überrascht.

🧭 Werde ich schneller als geplant oder langsamer sein?

  • War eigentlich genau richtig. Bin super entspannt und pünktlich angekommen.

🚞 Werde ich auf das 9€ Ticket zurück greifen (müssen)?

  • Nope

😱 Wird der große Abbruch kommen?

  • Es war knapp. Aber, mit Glück im Unglück, ist es ein voller Erfolg geworden.

🥵 Habe ich zu viel eingepackt?

  • Wie ich im Fazit schon schrieb, hat es eigentlich ganz gut gepasst. Und ehrlich gesagt, gibt es immer was zu optimieren.

Die ganze Strecke habe ich auf Komoot in einer Collection zusammengefasst, die ihr euch hier anschauen könnt.

**[Direktlink][43]** bei fehlerhafter Anzeige.

Alle Bilder meiner Reise sind in der Cloud gespeichert und für euch zum Stöbern freigegeben. >>Fotoalbum der Radreise<<

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