Schweden 2022

Schweden 2022

Carsi (li) und Tommy (re) mit den Fahrrädern am Bahnhof Jönköping.

Eine neue Radreise beginnt und Tommy und ich fahren von Jönköping nach Trelleborg (so der Plan 😉 ).

Anreise

Doch, bevor es losgeht, müssen wir auch ankommen. Und das ist mit dem Fahrrad gar nicht so einfach. Ich musste feststellen, dass es in Deutschland doch einfacher ist, mit dem Fahrrad und der Bahn zu vereisen. In anderen Ländern scheint es oftmals üblich zu sein, dass nur demontierte und verpackte Fahrräder mitgenommen werden dürfen. Und so ist es, bis auf ein paar wenige Züge, auch in Schweden. Und so blieb die einzige Möglichkeit, mit Flixbus zu reisen, was für mich das erste Mal war und dann auch noch mit Fahrrad. 😱

Fahrräder an der Rückseite des Flixbus befestigt.

Und so startete unsere Reise, abends, um 22Uhr von Berlin Südkreuz und soll 14 Stunden dauern. Und so starteten wir in die Nacht und steuerten zunächst Rostock an und fuhren weiter auf die Insel Fehmarn. Der Fährhafen Puttgarden ist die „Raser strecke“, alles geht schnell, die Fahrer flitzen zum Check-in, flitzen wieder zurück und 10 Minuten später fahren LKWs und Busse in den engen Bauch der Fähre. 🙈

Sicht aus dem Busfenster in den Bauch der Fähre auf einen daneben stehenden LKW.

Für die 45 Minuten Fahrt, mit der Fähre nach Rödby (Dänemark) müssen wir das Fahrzeugdeck verlassen, uns zwischen Stützpfeilern und LKWs den Weg zum Treppenhaus bahnen, um auf das Passagierdeck zu kommen. Zeit für einen nächtlichen Snack. Einige essen ihr mitgebrachtes, andere besuchen das Bordbistro und wer keinen Hunger hat, schläft. Wichtig ist es aber, nicht zu verschlafen. Der Bus wartet nicht! ☝️
Als wir das Hafengelände in Dänemark verlassen wollen, werden wir natürlich für eine Polizeikontrolle herausgezogen. 😄 Ein mal alle aussteigen und in einer Reihe aufstellen.

Polizeikontrolle in Rödby.

Schnell werden die Ausweise von den PolizistInnen gescannt und wir können auch bald wieder in den Bus steigen. Wie lange das wohl in Deutschland gedauert hätte? Da wird doch jeder Ausweis per Funk an die Zentrale zur Abfrage durch gegeben. 😅 Und weiter gehhhhh … „Bitte alle nochmal aussteigen, Koffer und Taschen aus dem Kofferraum holen und aufstellen.“ Just in dem Moment lobe ich das Unterhaltungsprogramm, welches einem auf dieser doch sehr langen Fahrt geboten wird. Die verdächtige Person wird mit ihren Taschen zu einer gründlichen Untersuchung mitgenommen 🤨 und wir dürfen unsere Taschen wieder neu einladen. Und wenige Minuten später kommt auch unser Verdächtiger wieder und darf seine Reise fortsetzen. Nächster Halt ist Kopenhagen, wo wir fast alle Passagiere verlieren und mit einem minimal besetzten Bus weiter nach Schweden fahren.

Sicht auf die Öresundbrücke.

Und nach weniger als 4 Stunden verlassen wir Dänemark wieder, über die Öresundbrücke, welche ich versucht habe, fotografisch festzuhalten. Es ist kein Aquarell. 😂
Auf schwedischer Seite werden wir wieder von der Polizei herausgezogen, schnell kontrolliert 📱 🪪 und können direkt weiter fahren. Trotz der Kontrollen und der damit verbundenen Verzögerungen sind wir noch immer pünktlich und im Fahrplan. Noch ein kurzer Stopp in Malmö und Helsingborg, bevor es in den Endspurt nach Jönköping geht.

Pünktlich um 13:15, nach 14 Stunden Fahrtzeit, erreichen wir den Bahnhof Jönköping. Sichtlich erschöpft, aber dennoch gut gelaunt und motiviert, werden die Fahrräder bepackt und die Reise kann beginnen.

Also gleich … Erst mal Fika. ☕️
Nach der anstrengenden Fahrt, und auf Dauer ungemütlichen Sitzen, wollen wir was für unser Seelenwohl tun und steuern das nächste Café an.
Gemütlich, bei schöner Aussicht, genießen wir unseren veganen Kaffee und Kuchen, wobei ich mir den Kuchen alleine, auf Grundlage der Farbe ausgesucht habe. Sieht auch einfach lecker aus und war es auch.

Eigentlich war geplant, jetzt noch ein wenig Jönköping zu erkunden und Tourimodus. Leider hat diese kleine und schöne Stadt, nicht so viel an diesem Tag zu bieten und mit unseren Fahrrädern und dem ganzen Gepäck, sind wir nicht besonders flexibel. Mit dieser gewonnenen Zeit entschieden wir uns dazu, nicht das Shelter vor der Stadt für die erste Nacht zu nehmen, sondern fahren unsere ersten 40Km durch Schweden (Tour auf Komoot).
Die nächste Stadt vor unserem Übernachtungsspot heißt Vaggeryd, wo wir in einem kleinen Coop Supermarkt uns das erste Mal mit Verpflegung eindecken. Coop würde ich mit Rewe vergleichen. Der andere, weit verbreitete Supermarkt ist ICA, welchen ich mit Kaufland vergleichen würde. Das war es dann auch schon mit der Auswahl.

Shelterplatz bei Vaggeryd

Endlich am Ziel angekommen, entdecken wir diesen kleinen Shelter, am Ende des Waldweges, an einem kleinen Fluss, der sich der den Wald schlängelt. Mit großer Freude bestätigt sich, dass wir einen nutzbaren Grillrost haben. Bevor es jedoch an den Aufbau geht, heißt es Holz sammeln, zusägen und Feuer anmachen. Während das Feuer sich schön entwickelt und den Grillrost frei brennt, wird das Nachtlager aufgebaut.

Mit einem perfekten Glutbett können wir auch anfangen das Abendessen zuzubereiten. Heute gibt es eine schöne Scheibe Fleisch mit Cocktailtomaten und dazu feinstes schwedisches (light) Bier.

So lassen wir den Abend gemütlich ausklingen, genießen das Feuer und freuen uns auf den Beginn der Reise, bevor es in den Schlafsack geht. 😌

Jönköping

Dimensionen

Jönköping ist eine kleine Stadt, am südlichsten Ufer des zweitgrößten Sees in Schweden, dem Vettern. Die Stadt liegt in der historischen Provinz Småland und wird von ~100.000 Einwohnern bewohnt.

Für die Reiseplanung hatte ich mir die Karte von Schweden geöffnet und geschaut, von wo aus es möglich, in wenigen Tagen nach Trelleborg zu radeln, ohne an der Küste fahren zu müssen und eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich ist. So bin ich ziemlich schnell auf Jönköping gekommen.

Bei der Aussprache und dem Verstehen des Stadtnamens ist es wicht, darauf zu achten, dass das „k“ wie ein „ch“ ausgesprochen wird. „Wir wollen nach Jönchöping.“ Dann versteht ein jeder. 😉 Denn der tschechische Busfahrer, der auf Englisch mit uns kommunizierte, konnte schwerlich was mit Jönköping mit „k“ anfangen.

Nebel auf dem Fluss

Nach einer sehr guten Nacht, noch etwas schlaftrunken, komme ich aus dem Zelt und sehe dieses wunderschöne Naturschauspiel, wie der Nebel in der Sonne über dem Wasser aufsteigt. Und das ganze bei absoluter Stille und Friedlichkeit.

In der ersten Nacht gingen die Temperaturen bereits in den unteren einstelligen Bereich. Das erste Anzeichen, dass der Sommer sich dem Ende neigt. Um es schön muckelig zu haben, wurde ein morgendliches Lagerfeuer angeschmissen und Kaffee zubereitet. Dies war auch nötig, um die Nutella wieder streichzart zu bekommen. Denn wir wissen, Nutella gehört nicht in den Kühlschrank. Eine Kaffeetasse und ein paar Nutellabrote später ging es ans einpacken.
Wo Nebel ist, ist auch viel Luftfeuchtigkeit und diese lag auf unseren Zelten. Das macht keinen Spaß und ist für mich das Schlimmste am Zelten, das nasse Zelt morgens zu verstauen, wenn es nicht anders geht.

Und so verlassen wir den Ort, wie wir ihn vorgefunden haben und hinterlassen ihn ein wenig besser. So nehmen wir am ersten Tag Müll anderer mit und hinterlassen für die nächsten ein wenig trockenes Feuerholz, das ich zu viel gesammelt habe.

Asphaltstraße durch einen Wald

Gefühlt startet jetzt die kleine Radreise so richtig und wir fahren entlang einer schwedischen Landstraße, in Richtung Marsholm, was unser Tagesziel werden soll.


Dabei wechselt der Untergrund stets zwischen Landstraßen, Waldwegen, Schotterstraßen und Radwegen. Ein Teil der Radwege durch die Wälder und Landschaften, zwischen den Orten, sind ehemalige Eisenbahnstrecken, die heute Radwege sind.

LKW, der den Schotterweg neu asphaltiert.

Und so kommt uns auf einer Schotterpiste, was früher mal ein solches Gleisbett war, ein großer LKW auf uns zu, der hinter sich, einen noch feineren und ebeneren Schotterweg hinterlässt. Und wir dürfen die ersten sein, die auf diesem neuen Weg fahren dürfen.

Danke Schweden, für diesen klasse Service. 10/10 Sterne.

Jetzt weiß ich, warum die Sendung „Eisenbahnromantik“ heißt und so gerne von manchen geschaut wird. So einige Strecken führen durch echt schöne Landschaften und an Seen vorbei.

Ehemaliger Bahndamm durch den See.

So wie diesen. Vom Weg aus wirkte der See schon groß. Von der Drohne wirkte er noch viel größer. Und als wir dann auf die Karte geschaut haben, merkten wir erst mal, in was für einer kleinen Ecke vom See, wir überhaupt stehen.

Dies habe ich mal in dem Kartenausschnitt versucht darzustellen. Und der gesamte See macht etwas weniger als 1/4 der Tagesstrecke (112Km) aus.

Aufgebaute Zelte am See

Am Ende des zweiten Tages erreichten wir wieder ein idyllisches Plätzchen an einem schönen See.
Zum Abendbrot gab es lecker Fusilli in Tomatensoße – denn die Nudel gibt Kraft – und dazu feinstes schwedisches „light“ Bier. Und wieder ist ein angenehmes Feuerchen der Bildschirmersatz, der uns durch den Abend begleitet.

Schöne Strände

In Schweden kann man fast überall sein Nachtlager aufstellen. Doch, wie findet man dieses oftmals traumhaften Spots? Zum einen ist es der Zufall, zum anderen der Wissensaustausch. In unserem Fall greife ich auf die Karte von Camp Wild zurück, wo jede:r Nutzer:in selbst neue Orte eintragen oder bestehende ergänzen kann.

In dem aktuellen Beispiel, war zum Beispiel nicht erwähnt, dass an dem Zuweg zu dem Platz ein Schild hing, welches das Campen an dem Ort untersagte. Da wir uns nicht sicher waren, ob das allgemein oder nur für Wohnmobile o.ä. gemeint war, zogen wir weiter und fanden wenige hundert Meter weiter einen Strand, an dem keine Verbotsschilder standen. Und unser Nachteil war es nicht, wie ihr ja sehen konntet.

Bei Camp Wild sind auf einer Online Karte verschiedene Plätze mit unterschiedlichen Symbolen eingetragen, was ihre Grundeigenschaft aussagt. In den Details zu einem Spot erhält man Bilder von anderen Nutzern und GPS Koordinaten zu dem Ort. So bekommt man einen ersten Eindruck. In der folgenden Beschreibung, wird, ergänzend zu den Attributen, der Platz in eigenen Worten beschrieben und eventuelle weitere nützliche Informationen geteilt. Die Attribute helfen sehr, wenn die Filterfunktion genutzt wird, um einen für sich geeigneten Platz für die Nacht zu finden.

In diesem Beispiel handelt es sich um unseren eigentlich angepeilten Shelterplatz in/auf Marsholm. Und bis auf das Verbotsschild am Wegesrand stimmt alles. Vlt. galt das Verbot wirklich nur Wohnmobilen.

IKEAs Zentrale

Den dritten Tag ließen wir mit Kultur beginnen und steuerten die Ruinen von Gustafsfors. Hier stand von 1785 bis 1920 eine Färberei und Papierfabrik, wovon noch die Ruinen zeugen. Zum einen wurde die Wasserkraft in Form von Wassermühlen genutzt und zum anderen der stete Zufluss von sauberem Wasser und entledigen des Schmutzwassers. Die Arbeitsprozesse haben enorme Mengen Schmutzwasser verursacht, die dann ungefiltert wieder in den Flusslauf gegeben wurden. Welche Ausmaße Färben auf die Umwelt zur damaligen Zeit hatte, war mir bis dahin nicht bewusst. Wieder was gelernt. 1920 wurde an der Stelle dann ein Wasserkraftwerk gebaut, welches bis 1934 dort Strom produzierte und dann auch eingestellt wurde.

Zum Mittag ging es dann nach Älmhult, wo wir einen der leckersten Burgerketten Schwedens ausgemacht haben. Die Burger von Sibylla waren schon auf der ersten Schwedentour so lecker, dass sie für diese Tour auch wieder auf der Bucket List standen.

IKEA, IKEA Museum und IKEA Test Lab

Neben leckeren Burgern beheimatet Älmhult auch einen Hauptstandort von IKEA.

Älmhult ist einer der Hauptstandorte des Möbelkonzerns IKEA. Das den Ort dominierende Unternehmen eröffnete hier 1958 das erste Möbelhaus. In Älmhult haben unter anderem die Konzerntöchter IKEA Trading AB, IKEA IT AB, IKEA Communications AB, IKEA of Sweden AB, Swedwood AB und Modul Service AB ihren Haupt- oder Nebensitz mit Verwaltungs- und Produktionseinheiten sowie einem Distributionszentrum. Weiterhin hat Ikanobanken, eine Bank der Ikano-Gruppe, einem Ableger von IKEA, hier ihren Hauptsitz.

https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84lmhult

An diesem Tag hatten wir keinen empfohlenen Lagerplatz auf Camp Wild finden können und versuchten mit Google Maps einen schönen Ort zu finden. Dies stellte sich schwerer raus als angenommen. Wir waren in einer Art Jagdgebiet gelandet, in der Seen abgezäunt und überall Futteranlagen standen. So zog sich die Suche und war mit vielem Misserfolg geprägt, bis wir einen halbwegs akzeptablen Platz gefunden hatten. Aber, eigentlich war der Platz auch ganz schön und wir nur zu verwöhnt und eingeschränkt. Gute Erkenntnis für das nächste Mal.

Routenplanung und Versorgung

Routenplanung in Komoot

Für die Routenplanung wird auf das allseits bekannte Komoot zurückgegriffen. Schon alleine, weil Komoot ein Potsdamer Unternehmen ist und ich gerne lokale Produkte unterstütze. 😉
Vor der Tour erfährt man viel über die Begebenheiten der Strecke und das Höhenprofil. So lässt sich anzeigen, an welchen Stellen schwierig oder zu steil werden könnte und kann im Planer die Stellen, durch Routenanpassungen umfahren, sofern es möglich ist. Nicht alle Steigungen lassen sich umfahren und müssen bewältigt werden. Dies gehört aber selbstverständlich dazu. Und so wird jeden Abend, der Abschnitt für den nächsten Tag im Detail geplant. Es wird grob ermittelt, wie weit gefahren werden soll, wo ein gutes Plätzchen für eine Mittagspause ist und wo die letzte Möglichkeit für einen Einkauf besteht.

Trinkwasserversorgung auf dem Friedhof

Auch wenn Schweden für sein sehr gutes und trinkbares Wasser bekannt ist, ist es sicherer und ratsamer auf eine todsichere Quelle zurückzugreifen, anstatt mit Durchfall und Magenproblemen die Tour fortsetzen oder abbrechen zu müssen. So nehmen wir es von den Toten, für die Lebenden und versorgen uns auf den Friedhöfen mit Trinkwasser. Denn auch hier gilt, wenn es kein Trinkwasser ist, muss am Wasserhahn stehen.

Der Tag, an dem wir Hitler fanden

Asphaltstraße an Feldern vorbei

Leider geht unsere Reise langsam zu Ende und die Zeit läuft viel zu schnell. So gerne würden wir noch lange weiter fahren. An diesem Tag sollte der letzte lange Abschnitt auf uns zukommen und unser Tagesziel hieß Vitabäck, was 91Km von uns entfernt war. Die meiste Zeit ging es über asphaltierte Straßen, Wald- und Schotterwege ließen wir hinter uns.

Der Weg führte uns dabei entlang an vielen Feldern, Wiesen und Weiden. Der Süden von Südschweden ist stark landwirtschaftlich geprägt und es gibt wenig Wälder, wie es weiter „nördlich“ der Fall ist. Und so ging es auch durch viele kleine Dörfer, welche noch aus den Zeiten der Agrarexpansion stammen. In dem Dorf Agusa steht noch ein altes Bauernhaus mit Gehöft aus der Zeit der Jahrhundertwende 1800/1900. Auch im Innern war alles der Zeit entsprechend eingerichtet, wie man es durch die Fenster erspähen kann. Leider habe ich keine besseren Bilder hinbekommen, da die Lichtverhältnisse sehr schwierig waren.

Auf der Suche für die letzte Einkaufsmöglichkeit, vor dem Tagesziel suchten wir uns die Kleinstadt Lövestad aus. Dabei fiel uns ein Antik- und Antiquitätenladen namens „spiken i kistan“ auf, der uns durch die Bilder bei Maps neugierig machte. Also nahmen wir noch ein Tagesziel mit auf die Liste. Die folgenden Bilder sprechen für sich, dass es sich wirklich gelohnt hat. Wir waren vom Umfang und den ganzen Details schlicht überwältigt. Durch mehrere Räume zog sich die Vielfalt, zwischen rarem, kuriosem und seltsamen Dingen. Die nachgestellten Szenerien gaben dem ganzen noch einen speziellen Charme.

Unseren nächsten und letzten Shelterplatz angekommen wurde nicht aufgrund seiner Lage zu oder an einem See ausgesucht, sondern aufgrund der Nähe zu Ystad. Dafür wirkte der Platz auf den ersten Blick nicht ganz so idyllisch, war dafür aber sehr verkehrsgünstig gelegen. Immerhin wollten wir nicht unsere Fähre verpassen und hatten uns für einen Platz nahe Ystad gesucht, um entspannt in die Abreise zu starten. Dafür, dass wir nur wenige Meter von der Landstraße unser Lager hatten, haben wir von dem Kraftverkehr kaum was mitbekommen. Später am Abend wurde es auch sehr dunkel im Wald und man konnte, den Abhang hinunterblickend, die langen Lichtkegel der Autos, sich durch den Wald schlängelnd und schleichend, beobachten. Die Schweden nehmen das Thema Wildunfälle auf jeden Fall ernst. Da rast Keine:r mit 80+km/h durch die Dämmerung.
Ein Highlight des Spots war übrigens, wahrscheinlich aufgrund der Nähe zur Fähre, die Informationstafel zum Jedermannsrecht, auf der alles kurz und knapp erklärt wurde und wie man sich in der Natur zu verhalten hat. Und so ging es, mit gut gefüttertem Geist und Magen ins Bett.

Das Jedermannsrecht

Dass solch ein Abenteuer überhaupt möglich ist, ohne immer einen Zeltplatz anzufahren, haben wir dem Jedermannsrecht (Schwedisch: Allemansrätt) zu verdanken. Dies gibt es in allen skandinavischen Ländern, bis auf Dänemark. Dänemark hat ein leicht abgeändertes Jedermannsrecht, aber ermöglicht es dennoch, im begrenztem Ausmaß, an vielen Stellen frei stehen zu können. Die einfachsten Faustregeln sind, hinterlasse nie mehr als einen Fußabdruck oder verlasse den Ort, wie du ihn vorgefunden hast oder ein Stück besser.

Zu Beginn der Coronakrise hat auch Polen eine Art Jedermannsrecht eingeführt und ermöglicht es, in der Natur frei zu stehen. In einem rbb Beitrag, welcher nicht mehr verfügbar ist, war zu sehen, wie dieses Recht „missbraucht“ wird und es teilweise aussieht, wie auf einem Campingplatz. Zudem ist es immer wieder erschreckend, wie viel Müll in Polen in der Natur liegt. Aber vielleicht kommt noch die Zeit, in der ich das polnische Projekt „Night in the Woods“ testen und mich überzeugen kann, dass es sich nur um Einzelfälle handelt.

Und abschließend, um diesen Mythen einen Riegel vorzuschieben. In Brandenburg ist das sogenannte frei stehen auch nicht erlaubt. Das verbietet das Brandenburgische Naturschutzrecht (Strg + F Zelt) und lässt da keine Spielräume.

Abreise

Ein letztes Frühstück in Schweden, in der schönen Altstadt von Ystad, bevor es auf die Fähre geht. Gegen eine Sightseeingtour durch Ystad hätte ich auch nichts gehabt, aber der Zeitplan drängte, bot aber noch Platz für ein schönes Frühstück, in einem gemütlichen Café, in der schönen Altstadt von Ystad. An der Stelle hätte ich gerne die Zeit nochmal zurückgedreht und wäre gerne wieder in Jönköping.

Dies war unser erstes Mal, mit dem Fahrrad auf eine Fähre rauf zu fahren, ohne zu wissen, was auf uns zukommt. So wurden wir bei den Motorrädern mit einsortiert und standen zwischen den lärmenden Rössern. Während wir auf unser Boarding warten mussten, konnten wir beobachten, wie der Katamaran Skane Jet einfährt, bevor wir mit rund 80 km/h über die Ostsee ballern 🚀. Kurz nachdem sich der Katamaran entleert hat, begann auch schon das Boarding und wir schnupperten am Auspuff der Stahlrösser 🤮. Zum Glück war der Weg kurz und der Parkbereich ausreichend voneinander getrennt, dass unsere Drahtesel ihre Ruhe auf der Überfahrt hatten.

Mit diesem Blick endete die Schwedenreise und begann die Vorfreude auf den nächsten Besuch.

Ende

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