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  • Schweden 2022
    Carsi (li) und Tommy (re) mit den Fahrrädern am Bahnhof Jönköping.

    Eine neue Radreise beginnt und Tommy und ich fahren von Jönköping nach Trelleborg (so der Plan 😉 ).

    Anreise

    Doch, bevor es losgeht, müssen wir auch ankommen. Und das ist mit dem Fahrrad gar nicht so einfach. Ich musste feststellen, dass es in Deutschland doch einfacher ist, mit dem Fahrrad und der Bahn zu vereisen. In anderen Ländern scheint es oftmals üblich zu sein, dass nur demontierte und verpackte Fahrräder mitgenommen werden dürfen. Und so ist es, bis auf ein paar wenige Züge, auch in Schweden. Und so blieb die einzige Möglichkeit, mit Flixbus zu reisen, was für mich das erste Mal war und dann auch noch mit Fahrrad. 😱

    Fahrräder an der Rückseite des Flixbus befestigt.

    Und so startete unsere Reise, abends, um 22Uhr von Berlin Südkreuz und soll 14 Stunden dauern. Und so starteten wir in die Nacht und steuerten zunächst Rostock an und fuhren weiter auf die Insel Fehmarn. Der Fährhafen Puttgarden ist die „Raser strecke“, alles geht schnell, die Fahrer flitzen zum Check-in, flitzen wieder zurück und 10 Minuten später fahren LKWs und Busse in den engen Bauch der Fähre. 🙈

    Sicht aus dem Busfenster in den Bauch der Fähre auf einen daneben stehenden LKW.

    Für die 45 Minuten Fahrt, mit der Fähre nach Rödby (Dänemark) müssen wir das Fahrzeugdeck verlassen, uns zwischen Stützpfeilern und LKWs den Weg zum Treppenhaus bahnen, um auf das Passagierdeck zu kommen. Zeit für einen nächtlichen Snack. Einige essen ihr mitgebrachtes, andere besuchen das Bordbistro und wer keinen Hunger hat, schläft. Wichtig ist es aber, nicht zu verschlafen. Der Bus wartet nicht! ☝️
    Als wir das Hafengelände in Dänemark verlassen wollen, werden wir natürlich für eine Polizeikontrolle herausgezogen. 😄 Ein mal alle aussteigen und in einer Reihe aufstellen.

    Polizeikontrolle in Rödby.

    Schnell werden die Ausweise von den PolizistInnen gescannt und wir können auch bald wieder in den Bus steigen. Wie lange das wohl in Deutschland gedauert hätte? Da wird doch jeder Ausweis per Funk an die Zentrale zur Abfrage durch gegeben. 😅 Und weiter gehhhhh … „Bitte alle nochmal aussteigen, Koffer und Taschen aus dem Kofferraum holen und aufstellen.“ Just in dem Moment lobe ich das Unterhaltungsprogramm, welches einem auf dieser doch sehr langen Fahrt geboten wird. Die verdächtige Person wird mit ihren Taschen zu einer gründlichen Untersuchung mitgenommen 🤨 und wir dürfen unsere Taschen wieder neu einladen. Und wenige Minuten später kommt auch unser Verdächtiger wieder und darf seine Reise fortsetzen. Nächster Halt ist Kopenhagen, wo wir fast alle Passagiere verlieren und mit einem minimal besetzten Bus weiter nach Schweden fahren.

    Sicht auf die Öresundbrücke.

    Und nach weniger als 4 Stunden verlassen wir Dänemark wieder, über die Öresundbrücke, welche ich versucht habe, fotografisch festzuhalten. Es ist kein Aquarell. 😂
    Auf schwedischer Seite werden wir wieder von der Polizei herausgezogen, schnell kontrolliert 📱 🪪 und können direkt weiter fahren. Trotz der Kontrollen und der damit verbundenen Verzögerungen sind wir noch immer pünktlich und im Fahrplan. Noch ein kurzer Stopp in Malmö und Helsingborg, bevor es in den Endspurt nach Jönköping geht.

    Pünktlich um 13:15, nach 14 Stunden Fahrtzeit, erreichen wir den Bahnhof Jönköping. Sichtlich erschöpft, aber dennoch gut gelaunt und motiviert, werden die Fahrräder bepackt und die Reise kann beginnen.

    Also gleich … Erst mal Fika. ☕️
    Nach der anstrengenden Fahrt, und auf Dauer ungemütlichen Sitzen, wollen wir was für unser Seelenwohl tun und steuern das nächste Café an.
    Gemütlich, bei schöner Aussicht, genießen wir unseren veganen Kaffee und Kuchen, wobei ich mir den Kuchen alleine, auf Grundlage der Farbe ausgesucht habe. Sieht auch einfach lecker aus und war es auch.

    Eigentlich war geplant, jetzt noch ein wenig Jönköping zu erkunden und Tourimodus. Leider hat diese kleine und schöne Stadt, nicht so viel an diesem Tag zu bieten und mit unseren Fahrrädern und dem ganzen Gepäck, sind wir nicht besonders flexibel. Mit dieser gewonnenen Zeit entschieden wir uns dazu, nicht das Shelter vor der Stadt für die erste Nacht zu nehmen, sondern fahren unsere ersten 40Km durch Schweden (Tour auf Komoot).
    Die nächste Stadt vor unserem Übernachtungsspot heißt Vaggeryd, wo wir in einem kleinen Coop Supermarkt uns das erste Mal mit Verpflegung eindecken. Coop würde ich mit Rewe vergleichen. Der andere, weit verbreitete Supermarkt ist ICA, welchen ich mit Kaufland vergleichen würde. Das war es dann auch schon mit der Auswahl.

    Shelterplatz bei Vaggeryd

    Endlich am Ziel angekommen, entdecken wir diesen kleinen Shelter, am Ende des Waldweges, an einem kleinen Fluss, der sich der den Wald schlängelt. Mit großer Freude bestätigt sich, dass wir einen nutzbaren Grillrost haben. Bevor es jedoch an den Aufbau geht, heißt es Holz sammeln, zusägen und Feuer anmachen. Während das Feuer sich schön entwickelt und den Grillrost frei brennt, wird das Nachtlager aufgebaut.

    Mit einem perfekten Glutbett können wir auch anfangen das Abendessen zuzubereiten. Heute gibt es eine schöne Scheibe Fleisch mit Cocktailtomaten und dazu feinstes schwedisches (light) Bier.

    So lassen wir den Abend gemütlich ausklingen, genießen das Feuer und freuen uns auf den Beginn der Reise, bevor es in den Schlafsack geht. 😌

    Jönköping

    Dimensionen

    Jönköping ist eine kleine Stadt, am südlichsten Ufer des zweitgrößten Sees in Schweden, dem Vettern. Die Stadt liegt in der historischen Provinz Småland und wird von ~100.000 Einwohnern bewohnt.

    Für die Reiseplanung hatte ich mir die Karte von Schweden geöffnet und geschaut, von wo aus es möglich, in wenigen Tagen nach Trelleborg zu radeln, ohne an der Küste fahren zu müssen und eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich ist. So bin ich ziemlich schnell auf Jönköping gekommen.

    Bei der Aussprache und dem Verstehen des Stadtnamens ist es wicht, darauf zu achten, dass das „k“ wie ein „ch“ ausgesprochen wird. „Wir wollen nach Jönchöping.“ Dann versteht ein jeder. 😉 Denn der tschechische Busfahrer, der auf Englisch mit uns kommunizierte, konnte schwerlich was mit Jönköping mit „k“ anfangen.

    Nebel auf dem Fluss

    Nach einer sehr guten Nacht, noch etwas schlaftrunken, komme ich aus dem Zelt und sehe dieses wunderschöne Naturschauspiel, wie der Nebel in der Sonne über dem Wasser aufsteigt. Und das ganze bei absoluter Stille und Friedlichkeit.

    In der ersten Nacht gingen die Temperaturen bereits in den unteren einstelligen Bereich. Das erste Anzeichen, dass der Sommer sich dem Ende neigt. Um es schön muckelig zu haben, wurde ein morgendliches Lagerfeuer angeschmissen und Kaffee zubereitet. Dies war auch nötig, um die Nutella wieder streichzart zu bekommen. Denn wir wissen, Nutella gehört nicht in den Kühlschrank. Eine Kaffeetasse und ein paar Nutellabrote später ging es ans einpacken.
    Wo Nebel ist, ist auch viel Luftfeuchtigkeit und diese lag auf unseren Zelten. Das macht keinen Spaß und ist für mich das Schlimmste am Zelten, das nasse Zelt morgens zu verstauen, wenn es nicht anders geht.

    Und so verlassen wir den Ort, wie wir ihn vorgefunden haben und hinterlassen ihn ein wenig besser. So nehmen wir am ersten Tag Müll anderer mit und hinterlassen für die nächsten ein wenig trockenes Feuerholz, das ich zu viel gesammelt habe.

    Asphaltstraße durch einen Wald

    Gefühlt startet jetzt die kleine Radreise so richtig und wir fahren entlang einer schwedischen Landstraße, in Richtung Marsholm, was unser Tagesziel werden soll.


    Dabei wechselt der Untergrund stets zwischen Landstraßen, Waldwegen, Schotterstraßen und Radwegen. Ein Teil der Radwege durch die Wälder und Landschaften, zwischen den Orten, sind ehemalige Eisenbahnstrecken, die heute Radwege sind.

    LKW, der den Schotterweg neu asphaltiert.

    Und so kommt uns auf einer Schotterpiste, was früher mal ein solches Gleisbett war, ein großer LKW auf uns zu, der hinter sich, einen noch feineren und ebeneren Schotterweg hinterlässt. Und wir dürfen die ersten sein, die auf diesem neuen Weg fahren dürfen.

    Danke Schweden, für diesen klasse Service. 10/10 Sterne.

    Jetzt weiß ich, warum die Sendung „Eisenbahnromantik“ heißt und so gerne von manchen geschaut wird. So einige Strecken führen durch echt schöne Landschaften und an Seen vorbei.

    Ehemaliger Bahndamm durch den See.

    So wie diesen. Vom Weg aus wirkte der See schon groß. Von der Drohne wirkte er noch viel größer. Und als wir dann auf die Karte geschaut haben, merkten wir erst mal, in was für einer kleinen Ecke vom See, wir überhaupt stehen.

    Dies habe ich mal in dem Kartenausschnitt versucht darzustellen. Und der gesamte See macht etwas weniger als 1/4 der Tagesstrecke (112Km) aus.

    Aufgebaute Zelte am See

    Am Ende des zweiten Tages erreichten wir wieder ein idyllisches Plätzchen an einem schönen See.
    Zum Abendbrot gab es lecker Fusilli in Tomatensoße – denn die Nudel gibt Kraft – und dazu feinstes schwedisches „light“ Bier. Und wieder ist ein angenehmes Feuerchen der Bildschirmersatz, der uns durch den Abend begleitet.

    Schöne Strände

    In Schweden kann man fast überall sein Nachtlager aufstellen. Doch, wie findet man dieses oftmals traumhaften Spots? Zum einen ist es der Zufall, zum anderen der Wissensaustausch. In unserem Fall greife ich auf die Karte von Camp Wild zurück, wo jede:r Nutzer:in selbst neue Orte eintragen oder bestehende ergänzen kann.

    In dem aktuellen Beispiel, war zum Beispiel nicht erwähnt, dass an dem Zuweg zu dem Platz ein Schild hing, welches das Campen an dem Ort untersagte. Da wir uns nicht sicher waren, ob das allgemein oder nur für Wohnmobile o.ä. gemeint war, zogen wir weiter und fanden wenige hundert Meter weiter einen Strand, an dem keine Verbotsschilder standen. Und unser Nachteil war es nicht, wie ihr ja sehen konntet.

    Bei Camp Wild sind auf einer Online Karte verschiedene Plätze mit unterschiedlichen Symbolen eingetragen, was ihre Grundeigenschaft aussagt. In den Details zu einem Spot erhält man Bilder von anderen Nutzern und GPS Koordinaten zu dem Ort. So bekommt man einen ersten Eindruck. In der folgenden Beschreibung, wird, ergänzend zu den Attributen, der Platz in eigenen Worten beschrieben und eventuelle weitere nützliche Informationen geteilt. Die Attribute helfen sehr, wenn die Filterfunktion genutzt wird, um einen für sich geeigneten Platz für die Nacht zu finden.

    In diesem Beispiel handelt es sich um unseren eigentlich angepeilten Shelterplatz in/auf Marsholm. Und bis auf das Verbotsschild am Wegesrand stimmt alles. Vlt. galt das Verbot wirklich nur Wohnmobilen.

    IKEAs Zentrale

    Den dritten Tag ließen wir mit Kultur beginnen und steuerten die Ruinen von Gustafsfors. Hier stand von 1785 bis 1920 eine Färberei und Papierfabrik, wovon noch die Ruinen zeugen. Zum einen wurde die Wasserkraft in Form von Wassermühlen genutzt und zum anderen der stete Zufluss von sauberem Wasser und entledigen des Schmutzwassers. Die Arbeitsprozesse haben enorme Mengen Schmutzwasser verursacht, die dann ungefiltert wieder in den Flusslauf gegeben wurden. Welche Ausmaße Färben auf die Umwelt zur damaligen Zeit hatte, war mir bis dahin nicht bewusst. Wieder was gelernt. 1920 wurde an der Stelle dann ein Wasserkraftwerk gebaut, welches bis 1934 dort Strom produzierte und dann auch eingestellt wurde.

    Zum Mittag ging es dann nach Älmhult, wo wir einen der leckersten Burgerketten Schwedens ausgemacht haben. Die Burger von Sibylla waren schon auf der ersten Schwedentour so lecker, dass sie für diese Tour auch wieder auf der Bucket List standen.

    IKEA, IKEA Museum und IKEA Test Lab

    Neben leckeren Burgern beheimatet Älmhult auch einen Hauptstandort von IKEA.

    Älmhult ist einer der Hauptstandorte des Möbelkonzerns IKEA. Das den Ort dominierende Unternehmen eröffnete hier 1958 das erste Möbelhaus. In Älmhult haben unter anderem die Konzerntöchter IKEA Trading AB, IKEA IT AB, IKEA Communications AB, IKEA of Sweden AB, Swedwood AB und Modul Service AB ihren Haupt- oder Nebensitz mit Verwaltungs- und Produktionseinheiten sowie einem Distributionszentrum. Weiterhin hat Ikanobanken, eine Bank der Ikano-Gruppe, einem Ableger von IKEA, hier ihren Hauptsitz.

    https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84lmhult

    An diesem Tag hatten wir keinen empfohlenen Lagerplatz auf Camp Wild finden können und versuchten mit Google Maps einen schönen Ort zu finden. Dies stellte sich schwerer raus als angenommen. Wir waren in einer Art Jagdgebiet gelandet, in der Seen abgezäunt und überall Futteranlagen standen. So zog sich die Suche und war mit vielem Misserfolg geprägt, bis wir einen halbwegs akzeptablen Platz gefunden hatten. Aber, eigentlich war der Platz auch ganz schön und wir nur zu verwöhnt und eingeschränkt. Gute Erkenntnis für das nächste Mal.

    Routenplanung und Versorgung

    Routenplanung in Komoot

    Für die Routenplanung wird auf das allseits bekannte Komoot zurückgegriffen. Schon alleine, weil Komoot ein Potsdamer Unternehmen ist und ich gerne lokale Produkte unterstütze. 😉
    Vor der Tour erfährt man viel über die Begebenheiten der Strecke und das Höhenprofil. So lässt sich anzeigen, an welchen Stellen schwierig oder zu steil werden könnte und kann im Planer die Stellen, durch Routenanpassungen umfahren, sofern es möglich ist. Nicht alle Steigungen lassen sich umfahren und müssen bewältigt werden. Dies gehört aber selbstverständlich dazu. Und so wird jeden Abend, der Abschnitt für den nächsten Tag im Detail geplant. Es wird grob ermittelt, wie weit gefahren werden soll, wo ein gutes Plätzchen für eine Mittagspause ist und wo die letzte Möglichkeit für einen Einkauf besteht.

    Trinkwasserversorgung auf dem Friedhof

    Auch wenn Schweden für sein sehr gutes und trinkbares Wasser bekannt ist, ist es sicherer und ratsamer auf eine todsichere Quelle zurückzugreifen, anstatt mit Durchfall und Magenproblemen die Tour fortsetzen oder abbrechen zu müssen. So nehmen wir es von den Toten, für die Lebenden und versorgen uns auf den Friedhöfen mit Trinkwasser. Denn auch hier gilt, wenn es kein Trinkwasser ist, muss am Wasserhahn stehen.

    Der Tag, an dem wir Hitler fanden

    Asphaltstraße an Feldern vorbei

    Leider geht unsere Reise langsam zu Ende und die Zeit läuft viel zu schnell. So gerne würden wir noch lange weiter fahren. An diesem Tag sollte der letzte lange Abschnitt auf uns zukommen und unser Tagesziel hieß Vitabäck, was 91Km von uns entfernt war. Die meiste Zeit ging es über asphaltierte Straßen, Wald- und Schotterwege ließen wir hinter uns.

    Der Weg führte uns dabei entlang an vielen Feldern, Wiesen und Weiden. Der Süden von Südschweden ist stark landwirtschaftlich geprägt und es gibt wenig Wälder, wie es weiter „nördlich“ der Fall ist. Und so ging es auch durch viele kleine Dörfer, welche noch aus den Zeiten der Agrarexpansion stammen. In dem Dorf Agusa steht noch ein altes Bauernhaus mit Gehöft aus der Zeit der Jahrhundertwende 1800/1900. Auch im Innern war alles der Zeit entsprechend eingerichtet, wie man es durch die Fenster erspähen kann. Leider habe ich keine besseren Bilder hinbekommen, da die Lichtverhältnisse sehr schwierig waren.

    Auf der Suche für die letzte Einkaufsmöglichkeit, vor dem Tagesziel suchten wir uns die Kleinstadt Lövestad aus. Dabei fiel uns ein Antik- und Antiquitätenladen namens „spiken i kistan“ auf, der uns durch die Bilder bei Maps neugierig machte. Also nahmen wir noch ein Tagesziel mit auf die Liste. Die folgenden Bilder sprechen für sich, dass es sich wirklich gelohnt hat. Wir waren vom Umfang und den ganzen Details schlicht überwältigt. Durch mehrere Räume zog sich die Vielfalt, zwischen rarem, kuriosem und seltsamen Dingen. Die nachgestellten Szenerien gaben dem ganzen noch einen speziellen Charme.

    Unseren nächsten und letzten Shelterplatz angekommen wurde nicht aufgrund seiner Lage zu oder an einem See ausgesucht, sondern aufgrund der Nähe zu Ystad. Dafür wirkte der Platz auf den ersten Blick nicht ganz so idyllisch, war dafür aber sehr verkehrsgünstig gelegen. Immerhin wollten wir nicht unsere Fähre verpassen und hatten uns für einen Platz nahe Ystad gesucht, um entspannt in die Abreise zu starten. Dafür, dass wir nur wenige Meter von der Landstraße unser Lager hatten, haben wir von dem Kraftverkehr kaum was mitbekommen. Später am Abend wurde es auch sehr dunkel im Wald und man konnte, den Abhang hinunterblickend, die langen Lichtkegel der Autos, sich durch den Wald schlängelnd und schleichend, beobachten. Die Schweden nehmen das Thema Wildunfälle auf jeden Fall ernst. Da rast Keine:r mit 80+km/h durch die Dämmerung.
    Ein Highlight des Spots war übrigens, wahrscheinlich aufgrund der Nähe zur Fähre, die Informationstafel zum Jedermannsrecht, auf der alles kurz und knapp erklärt wurde und wie man sich in der Natur zu verhalten hat. Und so ging es, mit gut gefüttertem Geist und Magen ins Bett.

    Das Jedermannsrecht

    Dass solch ein Abenteuer überhaupt möglich ist, ohne immer einen Zeltplatz anzufahren, haben wir dem Jedermannsrecht (Schwedisch: Allemansrätt) zu verdanken. Dies gibt es in allen skandinavischen Ländern, bis auf Dänemark. Dänemark hat ein leicht abgeändertes Jedermannsrecht, aber ermöglicht es dennoch, im begrenztem Ausmaß, an vielen Stellen frei stehen zu können. Die einfachsten Faustregeln sind, hinterlasse nie mehr als einen Fußabdruck oder verlasse den Ort, wie du ihn vorgefunden hast oder ein Stück besser.

    Zu Beginn der Coronakrise hat auch Polen eine Art Jedermannsrecht eingeführt und ermöglicht es, in der Natur frei zu stehen. In einem rbb Beitrag, welcher nicht mehr verfügbar ist, war zu sehen, wie dieses Recht „missbraucht“ wird und es teilweise aussieht, wie auf einem Campingplatz. Zudem ist es immer wieder erschreckend, wie viel Müll in Polen in der Natur liegt. Aber vielleicht kommt noch die Zeit, in der ich das polnische Projekt „Night in the Woods“ testen und mich überzeugen kann, dass es sich nur um Einzelfälle handelt.

    Und abschließend, um diesen Mythen einen Riegel vorzuschieben. In Brandenburg ist das sogenannte frei stehen auch nicht erlaubt. Das verbietet das Brandenburgische Naturschutzrecht (Strg + F Zelt) und lässt da keine Spielräume.

    Abreise

    Ein letztes Frühstück in Schweden, in der schönen Altstadt von Ystad, bevor es auf die Fähre geht. Gegen eine Sightseeingtour durch Ystad hätte ich auch nichts gehabt, aber der Zeitplan drängte, bot aber noch Platz für ein schönes Frühstück, in einem gemütlichen Café, in der schönen Altstadt von Ystad. An der Stelle hätte ich gerne die Zeit nochmal zurückgedreht und wäre gerne wieder in Jönköping.

    Dies war unser erstes Mal, mit dem Fahrrad auf eine Fähre rauf zu fahren, ohne zu wissen, was auf uns zukommt. So wurden wir bei den Motorrädern mit einsortiert und standen zwischen den lärmenden Rössern. Während wir auf unser Boarding warten mussten, konnten wir beobachten, wie der Katamaran Skane Jet einfährt, bevor wir mit rund 80 km/h über die Ostsee ballern 🚀. Kurz nachdem sich der Katamaran entleert hat, begann auch schon das Boarding und wir schnupperten am Auspuff der Stahlrösser 🤮. Zum Glück war der Weg kurz und der Parkbereich ausreichend voneinander getrennt, dass unsere Drahtesel ihre Ruhe auf der Überfahrt hatten.

    Mit diesem Blick endete die Schwedenreise und begann die Vorfreude auf den nächsten Besuch.

    Ende

  • Kanada Wohnmobilreise

    Anreise

    Die erste Reise über den großen Teich und unser Ziel war die Ostküste von Kanada. Doch, um dort hinzukommen, legte uns unsere Fluggesellschaft ein paar Steine in den Weg. Schon im Vorfeld wurde unser Flug von Berlin gecancelt und wir mussten auf den Flughafen Frankfurt ausweichen, wodurch unsere Reise mit einer ICE-Fahrt von Berlin nach Frankfurt begann. Beim Boarding lief alles reibungslos und wir hoben ab, nach London, wo wir in den Flieger nach Toronto umsteigen sollten. Sollten… Mit viel Verspätung erreichten wir das Terminal und verpassten unseren Anschluss um wenige Minuten. So standen wir dann da, mit hunderten gestrandeten Menschen, die ihre Anschlussflüge verpasst hatten. So liefen wir von Schlange zu Schlange, von Schalter zu Schalter und nirgends konnte uns geholfen werden. Da in der Nacht eh nichts zu retten war, beschlossen wir, uns ein Hotelzimmer in der Nähe zu suchen und am nächsten Tag, in aller Früh, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um nach Toronto zu kommen. Am nächsten Tag fuhren wir dann 3 Gleisig, um an unser Ziel zu kommen. Einer telefonierte sich das Ohr mit der Hotline der Fluggesellschaft wund, einer telefonierte wie ein Weltmeister mit unserem Reiseveranstalter und in Rotation standen wir am Flughafen Schlange. Uns war alles egal, denn wir wollten weiter kommen. Und unsere Hartnäckigkeit zahlte sich aus und unsere Reiseveranstalter konnten uns einen Anschlussflug organisieren. Der Urlaub war gerettet und wir können los…. Nicht so ganz. Unser Anschlussflug startete nämlich nicht in London, sondern in München, am nächsten Tag. *wtf* Daraus wurden spannende 24 Stunden und wir machten das Beste draus. Und am Flughafen herumhängen, war nicht das, worauf wir Lust hatten. Also gaben wir schonmal unser Gepäck auf und fuhren in Londons Innenstadt und machten etwas Sightseeing (im Schnelldurchlauf).

    Am Abend ging es dann mit dem Flugzeug wieder zurück nach Deutschland, wo wir die halbe Nacht, in der „pulsierenden“ Metropole Stuttgart verbringen durften, da unser ICE erst ca. halb 4 nach München fuhr. Da es ein Samstag war, waren wir sehr zuversichtlich, dass wir die Nacht gut rumkriegen dürften, bis wir feststellten, dass um 23 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden. Dank eines Insidertipps fanden wir dann noch eine Bar, die uns für ein paar Stunden beherbergte und am Ende mussten wir nur eine Stunde am S21 abhängen. *Absolut tote Hose*
    Mit Aufgehen der Sonne fuhren wir nach München ein und checkten für den Flug nach Toronto ein und zählten die Minuten, bis wir endlich vom Boden in Richtung Toronto abheben durften. Funfact: Durch das ganze Umbuchen waren keine Plätze in der Holzklasse mehr frei und wir erhielten Business Premium Plätze. *richtig gut* 😎
    Vom Flug habe ich dann nicht mehr viel mitbekommen, da ich fast durchgängig geschlafen habe. 😅

    Toronto

    Mit 1,5 Tagen Verspätung sind wir doch tatsächlich in Kanada angekommen. Zwischenzeitlich hatten wir nicht damit gerechnet und waren mehr als glücklich angekommen zu sein. Leider fiel uns durch die Verspätung auch über ein Tag für die Besichtigung von Toronto weg und wir mussten das Sightseeing Programm stark straffen, da unser Termin, das Wohnmobil abzuholen, fest und nicht aufschiebbar war. Doch für diesen Tag hieß es nur noch, im Hotel einchecken, was zum Abend mampfen, eine kleine Runde spazieren, Stadt(teil) angucken gehen und dann ab ins Bett, Batterien wieder aufladen.

    Neuer Tag, neues Glück und mit neuer Energie wollten wir in den Tag starten. Doch es kam ganz anders und ich hatte mir auf dem Flug richtig was eingefangen. Die Nase lief, der Hals kratzte und ich hatte Fieber. Großes Abenteuer, in Zeiten von Corona und auf Urlaub in einem fremden Land. Für die nächsten Tage war mein Lieblingsgetränk „Lemon Ginger Herbal Tea“, der übrigens richtig gut war, den ich mir im Supermarkt vorm Hotel geholt hatte.
    Leider konnte ich dadurch nicht so viel von Toronto wahr nehmen, wie ich gewollt hatte und kann gar nicht so viel über diese Stadt berichten. Anfängliche Aufregung, Kulturschock und Krankheit können das Gehirn schon ganz schön vernebeln. Aber ich versuche es …

    Toronto war für mich die Stadt der Gegensätze. Altes (abgefucktes) stand neben Neuem und (absolute) Armut bewegt sich neben Wohlhabendem. Diese Stadt besitzt fantastische alte Gebäude, die sie einfach verfallen lassen und dem gegenüber stehen die modernsten Hochhäuser. Wo wir Deutsche uns gerne Vergangenes bewahren, lassen sie es in Toronto verkommen. Und auf der Straße wandeln Junkies, wie ich sie nur aus Filmen und Reportagen kenne. Am Straßenrand wurde sich der nächste Schuss gesetzt, während alle vorbeilaufen. Und an der nächsten Kreuzung kam auch schon der nächste Bettler, dem irgendwelche Teile vom Gesicht fehlten, was nicht erkennbar war, weil das ganze Gesicht vor lauter Blut tropfte. Bilder, die ich noch nicht mal in Berlin gesehen habe, wo es leider auch viel Elend gibt.

    Natürlich standen auch die Niagarafälle auf unserem „Touriprogramm“, die gleich in der „Nähe“ von Toronto waren. Entfernungen haben hier eine andere Dimension, wie wir noch lernen mussten. Was auf der Landkarte kurz aussieht, ist es das meistens nicht. Zurück zum Wasserfall. Ich weiß nicht, ob ich im Fieberwahn völlig benebelt war, aber den Hype um die Niagarafälle konnte ich nicht nachvollziehen. Ja, es war ohne Frage ein imposantes Naturschauspiel. Aber ist eine derartige touristische Ausbeute gerechtfertigt? Am Ende muss das jeder für sich selbst entscheiden, doch für mich war es das nicht. Dann doch lieber der kleine einsame Wasserfall im Wald, mit weniger Menschen und ohne Attraktionen.

    Und damit endete auch schon der Besuch von Toronto und wir mussten wieder unsere Taschen packen, um in unsere fahrende Unterkunft zu wechseln. Dabei lernten wir wieder, was hier in Nordamerika Entfernungen bedeuten. Für uns war das Vermietungsbüro für unseren Camper gleich am Stadtrand. Nur war der Stadtrand so weit draußen, dass es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln eine halbe Tagesreise gewesen wäre, sofern wir es geschafft hätten, die richtigen Fahrscheine zu kaufen. Zum Glück gibt es Uber und nach einer Stunde Autofahrt und einem netten Gespräch mit unserem Uberfahrer, waren wir am Ziel.

    Unser fahrendes Zuhause

    Für die Erkundung eines Bruchteils von Ostkanada mieteten wir den Ford C30 Large Motorhome, welcher für den nächsten Tage unser Zuhause sein sollte. Das ist definitiv das größte Gefährt, das ich je gefahren bin und in Deutschland mit meinem Führerschein höchstwahrscheinlich nicht fahren dürfte.

    Der Ford C30 ist für 7 Personen zugelassen und sollte somit, für uns 4, mehr als ausreichend sein. Das Pärchen bekam das Schlafzimmer, einer das Klappbett und ich die Alkoven. Bisher hörte ich nur Negatives über Alkoven, doch irgendwie habe ich sie gemocht, meine kleine Schlafhöhle. 😌 Auf beiden Seiten hatte ich ein Fenster, zum Durchlüften, wenn es zu warm wurde, oder einfach nur zum Herausschauen. Nur beim nächtlichen Toilettengang musste man etwas aufpassen, um nicht abzustürzen oder auf jemanden zu stürzen. Doch dies ist nicht einmal passiert.

    Dies ist ein Reisebericht und keine Autovorstellung. Lasst uns losfahren. 🚗💨

    Bevor es aber so richtig losging, mussten wir uns noch für die ersten Tage eindecken und steuerten den nächsten Walmart an. Doch, was braucht man alles, wenn man in einem Wohnmobil lebt? Worauf müssen wir achten? Also kauften wir, was wir für die nächsten Tage zum Überleben brauchten und was wir für richtig hielten. Das Klopapier war dabei die größte Herausforderung. Es muss sich zersetzend sein und dafür benötigt es noch einen Zusatz für den Abwassertank. 🤪 Beides hatten wir besorgt und beschlossen, dass wir in unserem Klo nie groß machen. 😅

    Da wir am ersten Tag, nachdem wir mit dem Einkaufen fertig waren, nicht mehr weit fahren wollten und konnten, hatten wir von Deutschland aus uns schon einen Platz auf Heidi’s Campground reserviert. Dieser Name klang uns vertraut und für die erste Nacht, im fahrenden Heim, passend. Check-in, Einparken, Frischwasser und Abwasser anschließen hatten wir erfolgreich gemeistert, wie kleine Profis. 😎

    Sutton Bay

    Am nächsten Morgen ging es dann für 400 Km nach Norden, in den Sutton Bay Park, wo wir für 2 Nächte bleiben wollten, um uns erstmal mit unserem Camperleben vertraut zu machen und die Gegend zu erkunden, anstatt nur auf elendig langen Straßen, durch sie hindurchzufahren. Auf dem Campground wurden wir überfreundlich empfangen und hatten den besten Stellplatz des gesamten Campgrounds bekommen. Am Wochenende sollte das größte Festival des Jahres stattfinden und er hätte uns am liebsten da behalten, sagte er. 😉

    Und der beste Platz war echt klasse. Wir standen direkt am Wasser, an diesem riesigen See und waren einfach nur glücklich. Und am nächsten Morgen hatte ich von meinem kleinen Alkoven Fenster einen wunderbaren Ausblick. Also ich mag es und kann nicht verstehen, warum es andere nicht mögen. Ja gut, sitzen ist ein wenig schwierig. Aber wer schläft denn bitteschön im Sitzen? Doch dann hieß es aufstehen und Frühstücken. Denn wir wollten an dem Tag nach Cobalt, was aber nur lächerliche 40 Km entfernt war.

    Cobalt

    Cobalt ist eine kleine Stadt im Bundesstaat Ontario, gibt es, mit seinen heute ~1000 Einwohnenden, seit dem frühen 19. Jahrhundert (Wikipedia). Wie man an dem Namen erkennen kann, wurde die Stadt aufgrund des Erzabbaus gegründet. Auch in Kanada wütete damals der Gold- und Silberrausch, wie auch hier. Und so wurde hier Silber abgebaut und ans Tageslicht befördert. Und anhand des, im Silber-Erz enthaltenen Cobalts, wurde die Stadt Cobalt genannt.

    Überirdisch waren viele Anlagen und Geräte aus der Zeit des Silber-Erz Abbau noch erhalten und ausgestellt. Und während wir den Ort erkundigten, fanden wir auch heraus, dass es auch eine geführte Minenbesichtigung gab. Diese konnte im Zentrum, gegenüber der ganzen ausgestellten Bergbaumaschinen gebucht werden, was wir auch taten. Und dann wurde es interessant. Wir dachten, die Tour geht auf der anderen Straßenseite beim Förderturm los und waren die einzigen ohne Auto. 😂 Da haben wir alle ziemlich blöd geguckt. Unsere beiden Gruppenführer machten in ihrem Auto „Platz“ und nahmen uns in ihrem Auto mit. In dem Auto wurde aber anscheinend noch nie jemand mitgenommen. Auch wir beinahe nicht, weil es nicht anspringen wollte. Was ein Abenteuer. Nach gefühlt 15 Minuten Fahrt und engen und steilen Wegen, haben wir auch mitbekommen, dass wir mit unserem Camper da gar nicht lang gekommen wären. Aber ja, wir sind in einem Land, in dem das Auto zur rudimentären Fortbewegung dazu gehört. Hier macht man nichts zu Fuß, wenn man auch fahren kann.

    Und so kamen wir doch noch unter die Erde und konnten sehen, wie auf dem nordamerikanischen Kontinent ursprünglich Tunnel in den Fels gehauen wurden, um die Bodenschätze zu gewinnen. Dank meines Reisebegleiters hatten wir auch eine gute Ausleuchtung des Tunnels und dem, was uns die Gruppenführer zeigen wollten, denn die dezente Beleuchtung war sehr dezent und die Taschenlampe des Vortragenden glich einer Kerze. Er wirkte eh, wie so ein armer Dauerstudent, der mit diesem Job sein BAföG etwas aufbessern will. Doch ich glaube, er war kein Student und in Kanada gibt es kein BAföG. Trotzdem war es eine interessante Tour und wir wurden auch wieder heile zurück an unseren Ausgangspunkt gebracht. Also eigentlich sogar noch besser. Da es wie aus Eimern geschüttet hatte, haben sie uns bis zu unserem Camper gebracht. Wieder zeigt sich die Freundlichkeit der Kanadier.

    Am Nachmittag fuhren wir noch nach New Liskeard, was auf halbem Weg zurück zum Campground lag, wo wir noch entspannt die Uferpromenade entlang liefen und uns Sportanlagen, Kunstwerke, Veranstaltungsplätze und die schöne Aussicht anschauten.

    Line Dance

    Zurück auf dem Campground wurde erstmal feinstens gefuttert und sich etwas ausgeruht. Wie bei jedem Festival, sind an den Tagen davor, die Hardcore Fans schon am Start und lassen die Sau raus. Und so gab es jeden Abend im Party Pavillon Line Dance Action und ich habe einen kleinen Ausschnitt aufgenommen.

    Ja, das ist nicht so mein Ding und fand es gar nicht so schade, dass wir das Festival verpassten.

    Indianergebiet

    Auf unserem Weg, weiter nach Norden, hatten wir das englischsprachige Ontario verlassen und sind im französischsprachigen Quebec angekommen. Und wie wir es auch aus Frankreich kennen, ist alles, aber wirklich alles, nur noch auf Französisch. Doch, auf dem Gebiet der Cree (Wikipedia) gibt es, obwohl wir mitten in Quebec sind, kein französisch. Ab hier ist alles wieder zweisprachig und es wird in Cree oder Englisch gesprochen und geschrieben. Die Cree selbst sprechen Plains Cree (Nēhiyawēwin), was ᓀᐦᐃᔭᐍᐏᐣ geschrieben wird. Mir gefällt die Schrift, da man das Gefühlt hat, innerhalb eines Wortes, viele Emojis zu sehen. 🤡

    Durch Zufall besuchten wir Oujé-Bougoumou, was das neue Zentrum der Cree an der Ostküste Kanadas ist und weiter ausgebaut wird. Auf dem Foto ist das neue Haupthaus im Zentrum des Ortes zu sehen, mit diversen Verwaltungs-, Kultur- und Bildungseinrichtungen drumherum. Im ortsansässigen Hotel wollten wir zu Mittag essen, wofür wir mehr Zeit und Geduld aufbringen mussten, als wir zunächst annahmen. Die Küche, bzw. der Koch, war gnadenlos mit der Arbeit überfordert, denn seine Angestellten hatten schon Feierabend gemacht. An dem Tag gab es noch ein Stammesfest mit Konzerten, wo keiner der letzte sein wollte, außer der Koch, der noch versuchte, zu retten, was zu retten ist. Auch mal eine schöne Arbeitseinstellung. Aber alles in allen war es eine typische nordamerikanische Siedlung, mit sonst ganz normalen Häusern. Tipis oder Wigwams hat man vergeblich gesucht. Auch die Indigenen sind im 21. Jahrhundert angekommen.

    Sankt-Lorenz-Strom

    Mit der Ankunft am Sankt-Lorenz-Strom endeten die Fahrten, durch die Weiten der Natur und den endlosen Straßen, die nie am Horizont enden wollten. Ab diesem Zeitpunkt bewegten wir uns im bevölkerungsreichsten Gebiet Kanadas und fuhren den Sankt-Lorenz-Strom flussaufwärts bis zu unserem Ausgangspunkt Toronto zurück.

    Tadoussac

    Als erstes begrüßte uns das kleine und hübsche Hafenstädtchen Tadoussac, wo wir einen wirklich sehr schönen und liebevollen Campground hatten. Hier wurde viel Liebe in Details und Deko gesteckt, es war ein ruhiges und freundlichen Ambiente auf dem Platz und dort gab es die besten Sanitäranlagen der ganzen Reise. 😅

    Und wir konnten endlich unseren ersten kanadischen Elch sehen. Aber Vorsicht, diese Tiere sind keine Kuscheltiere, wie dem Warnschild zu entnehmen ist.

    Tadoussac ist ein Ort mit langer Geschichte. 1535 kamen die Franzosen auf einer ihrer vielen Expeditionen in die neue Welt hier an und trafen auf den indigenen Stamm der Montagnais, welche hier Robbenfang betrieben. Die Franzosen begannen mit den Montagnais Handel zu treiben, errichteten einen dauerhaften Handelsposten und gründeten 1599 schließlich den Ort Tadoussac. Dieser Ort war auch ein bedeutender Ausgangspunkt des Walfangs und stetem Handel mit den Indigenen. Im Gegensatz zu den Indigenen auf dem heutigen amerikanischen Staatsgebiet, erging es den Indigenen auf dem heutigen kanadischen Staatsgebiet wesentlich besser. Hier wurde mehr miteinander gelebt und Handel getrieben. So bildete sich ein großes indigenes Netzwerk, zwischen den Stämmen, um alle möglichen Waren, mit den Franzosen zu handeln. Letztendlich lief es für die indigenen, nach hinten raus immer weniger fair ab, wodurch sie auch viele Nachteile erlitten und dem Europäer „unterlegen“ waren. Der Höhepunkt war dann in den katholischen Umerziehungslagern im 20. Jahrhundert.

    Am Ufer der Bucht stehen heute noch viele schöne Holzhäuser, die an alte Zeiten erinnern lassen.

    Findige Augen haben bestimmt bemerkt, dass unser Campground „Domain des Dunes“ heißt. Ja, da gibt es wirklich Dünen und da sind wir dann auch noch hingefahren. Also ich habe da nur einen großen, hochgezogenen Strand erkannt, der wie die Halbglatze auf einem Kopf wirkte. Dennoch war es ein schönes Fleckchen Erde, das zum Spazieren gehen einlud.

    Quebec

    Fast, wie zu Hause. Spätestens jetzt verschwindet das Gefühl, auf dem nordamerikanischen Kontinent zu sein und es fühlte sich an, als wäre man in einem kleinen französischen Städtchen an der Küste. Nur die Autos sind hier etwas größer. Und, ich muss zugeben, dass es eine wirklich sehr hübsche Stadt ist, die zum Spazieren und Verweilen einlädt. Im Gegensatz zu anderen Städten gibt es hier viele Cafés und Restaurants mit Terrassen, um eine Pause einzulegen und sich zu stärken.

    So gönnten wir uns bei den drei Brassuers eine kleine Stärkung, inklusiver kleiner Bierverkostung. Einfach mal, nur genießen und gönnen. Was ein schönes Gefühl.

    Und ganz verrückt wurde es, als wir Weihnachten gefunden hatten. In einem Geschäft namens „La Boutique de Noël de Québec„, gibt es das ganze Jahr über Weihnachtsschmuck, Beleuchtung, Christbaumspitzen und vieles mehr. Bei den Farben und dem Lichterglanz fühlte ich kurz den Moment aus Kevin allein zu Hause, als er in dem weihnachtlich geschmückten Einkaufszentrum war.

    Montreal

    Wandbild in Montreal

    Für diese Stadt, auf unserer Reise, haben wir uns zwei volle Tage Zeit genommen, um so viel, wie möglich, zu sehen und an Eindrücken mitzunehmen. Montreal ist eine aufgeschlossene, moderne, bunte und lebensfreudige Stadt und zeigt es an fast jeder Ecke. Eine Großstadt, in der man sich wohlfühlen kann.

    Da Montreal, wie alle anderen Städte, kaum Platz für Autos hat, stellten wir unseren Camper außerhalb ab und fuhren, mit der Linie 4, welche nur aus drei Stationen besteht, in kürzester Zeit ins Zentrum.

    Die Metro Montreal fährt, anders als bei uns, mit gummibereiften Rädern, was zwei Gründe hat. Zum einen sind mit metallbereiften Rädern, die Steigungen nicht zu schaffen, wie es zum Beispiel bei unserer Linie 4 der Fall war, die unter dem Sankt-Lorenz-Strom durch führt und zum anderen, soll es die Verbundenheit zu Paris verdeutlichen, da die Pariser U-Bahn wohl auch auf Gummireifen fährt.

    In Montreal hat aber, im Vergleich zu den anderen Städten, in denen wir bisher waren, Fahrradfahren einen höheren Stellenwert und an viel Orten ist es möglich, sich ein Fahrrad auszuleihen, wie es bei uns mit Nextbike und so weiter möglich ist. So entschlossen wir uns, einen Tag mit Fahrrad, über den Sankt-Lorenz-Strom, in die Innenstadt zu fahren.

    So bekamen wir nochmal einen ganz anderen Eindruck von der Stadt und fanden Orte, die uns mit der Metro vorenthalten gewesen wären. So fuhren wir einen Teil der Strecke auf dem Circuit Gilles-Villeneuve, was eine temporäre Motorsport-Rennstrecke auf der Île Notre-Dam ist, über die Concorde Brücken, auf die andere Seite des Flusses, wo wir den Wohnhauskomplex Habitat 67 entdeckten. Diese interessante Konstellation von Wohnraum wurde im Rahmen der Expo 1967 gebaut und ist auf jeden Fall heute noch ein Hingucker. Und über ein gut ausgebautes Radwegenetz erreichten wir dann auch zügig die Innenstadt.

    Diese Stadt ist sehr vielseitig und schön. Es gibt viele Parkbereiche, in denen man sich entspannen kann und überdachte Einkaufsstraßen, auf denen man bei jedem Wetter entlang schlendern kann. Nebenbei entdeckten wir die typisch amerikanischen Seitenstraßen, wie wir sie aus Spielen wie GTA und Filmen wie Starsky und Hutch kennen, nur ohne die Action. Eine weitere Besonderheit an Montreal ist, dass es ein unterirdisches Netzwerk an Fußgängertunnel gibt, was einen großen Teil der Blocks und Gebäude der Innenstadt verbindet. Das 32 Km lange Netzwerk wird Réso genannt und auch als Untergrundstadt angesehen. So lässt sich die Stadt durchqueren, ohne hinausgehen zu müssen, was im kanadischen Winter sehr praktisch sein muss. So gibt es Blocks, in denen man gefühlt drinnen und draußen zugleich ist, wie wir es von manchen Einkaufzentren gewöhnt sind, dennoch etwas anders.

    Papineauville

    Auf der Reise zur nächsten Destination, gab es einen Übernachtungsstopp in Papineauville, was nicht erwähnenswert wäre, wenn der Stellplatz nicht so anders gewesen wäre, wie es bisher auf der Reise typisch war. Denn wir übernachteten diesmal kostenfrei hinter einem MC Donalds, was jetzt nicht der schönste Spot war, aber doch so einiges interessantes zu bieten hatte. So erlebten wir, wie sich in der Nacht die örtliche „Tunningszene“ traf und sich früh morgens, ab 8 Uhr eine Schlange am Drive-in bildete, um sich Kaffee und Frühstück zu holen, während wir uns entspannt an unseren Frühstückstisch setzten. Doch als wir losfuhren, stellten wir fest, dass die Schlange bei Tim Hortons 2-3 Mal so lang war. 😂

    Parc national de Plaisance

    Um die Tour abzurunden, stand auch ein Nationalpark auf unserer Liste. Dazu suchten wir uns einen zwischen Montral und Ottawa heraus, der auf ungefähr der Hälfte der Strecke lag. Der Parc national de Plaisance liegt am Ottawa Fluss, welcher die Grenze zwischen den Bundesstaaten Quebec und Ontario bildet und weiter flussabwärts im Sankt-Lorenz-Strom mündet.

    Natürlich mussten wir, wenn wir schonmal in Kanada sind, mindestens einmal mit einem Kanadier aufs Wasser gehen. Und wie es der Zufall wollte, gab es in dem Nationalpark einen Verleih. Es stellte sich doch recht schnell raus, dass Kanadier fahren etwas schwerer ist, als mit einem Kajak. Man sitzt doch deutlich höher, wodurch das Boot schneller anfängt zu wackeln und mit den Stechpaddeln war es nicht einfach, eine geradeaus zu fahren. Schöne Erfahrung, hat Spaß gemacht, muss aber nicht wiederholt werden.

    Daher griffen wir auf altbekanntes zurück und liehen uns Fahrräder aus und machten damit eine kleine Tour. Zur Auswahl standen die schönsten Retrobikes aus den 90er Jahren. 😂

    Als Ziel hatten wir uns einen Aussichtsturm im Naturschutzgebiet herausgesucht, was zunächst verlockend klang. Am „Turm“ angekommen machte sich jedoch Ernüchterung breit und wir nahmen es mit einem lächeln. Dennoch war es eine schöne Radtour, durch schöne Landschaft und erkenntnisreich, was die Verkehrsregeln angehet. Denn, in Kanada wird immer geklingelt, wenn man andere Radfahrende überholen will. Da ich davon nichts wusste, stieß ich beinahe mit einer anderen Radfahrerin zusammen.

    Ottawa

    Mit Ottawa waren wir fast am Ende der Reise angekommen, was aber ein echt schönes Finale werden sollte. Ottawa ist die Hauptstadt des zweisprachigen Landes Kanada, welche durch den Ottawa River getrennt wird. So ist die eine Hälfte der Stadt im französischsprachigem Staat Quebec und die andere Hälfte im englischsprachigem Staat Ontario. Einst wurde beschlossen, dass ganz Kanada zweisprachig ist und alle Schilder, Informationstafeln und so weiter in Französisch und Englisch beschriftet werden sollen. Wie gut dies (nicht) eingehalten wird, lässt sich in Ottawa sehr gut erkennen, da sich auf der Ontarioseite dran gehalten wird, aber auf der französischen Quebecseite nicht. Da spürt man förmlich diese französische Kultur, um die französische Sprache.

    Doch kommen wir zunächst zu der Geschichte, wie ich ein neues Wort nach Kanada brachte. Im Folgenden ist ein sehr leckerer Burger samt Beilage zu sehen, welchen ich mir im Chateau Lafayette bestellt httbe, was aber nicht gaaanz so einfach war. „I get a cheeseburger with pommes.“ *fragender Blick* Ich wiederhole: „Cheeseburger with pommes“. *Sein Blick ändert sich nicht* Auch bei der dritten Wiederholung wurde es nicht klarer. Bis meinen Begleitern auffiel, dass das Wort „Pommes“ in diesem Teil der Erde vlt. nicht ganz gebräuchlich ist und für diese irritation sorgen dürfte. Da war das Gelächter groß und der Wirt lernte das Wort „Pommes“ für „french fries“ kennen. Ob er die Geschichte heute seinen Gästen erzählt? Ich glaube nicht.
    Auf jeden Fall war es ein sehr leckerer Cheeseburger mit Pommes. 😉

    Bei dem ganzen Essen ist es wichtig sich entsprechend zu bewegen und die ganzen zu sich genommenen Kalorien wieder zu verbrennen, bevor man anfängt zu kullern. Als einer der ersten Bauwerke stach uns, bei unserer ersten Stadtbesichtigung eine der vielen Schleusen des Rideau Canals in die Augen. Dieser 202 km lange Kanal verbindet den Ontariosee mit dem Ottaea River über 47 Schleusen. Und die Schleuse im Herzen der Stadt verfügt über insgesamt 8 Becken. Da sollte man Zeit und Geduld mitbringen, wenn man da durch will.
    Auf der anderen Straßenseite stehen die Famous Five, welche eine Art Symbol der Gleichberechtigung von Frauen darstellen soll, was aber laut Wikipedia, wohl eher die Frauen, an sich umstritten sein soll. Aber es sieht cool aus und macht sich gut im Stadtbild, wodurch es ein Foto wert war.
    Gegenüberliegend, am Ufer des Ottawa River reihten sich dann das Parlament mit dem Ost und West Block ein, gefolgt vom Supreme Court. Entlang der Wellington Street fiel die St. Andrew’s Presbyterian Church auf, an dessen Fassade eine LGBT Fahne wehte, was ich vorher noch nie an einer Kirche gesehen hatte.

    Ein typischer kanadischer Leckerbissen sind auch die sogenannten Beaver Tails (Biberschwänze), welche es in den unterschiedlichsten Variationen gibt und mega lecker sind. Auf jeden Fall ein Muss für jeden Kanada Besucher. Ähnlich einem Trdelník ist man dann für die nächsten Stunden gesättigt.

    Auch Ottawa verfügt über ein sehr gut ausgebautes Radwegenetz und so entschieden wir uns, wieder Fahrräder auszuleihen, um rollend die Stadt zu erkunden. Dabei fanden wir einen erstaunlich guten und günstigen Fahrradverleih, bei dem ich mir ein nahezu neuwertiges Gravelbike ausleihen konnte.

    Kein olles Citybike oder Fahrrad aus den 90ern, sondern eine Rakete bekam ich, was den Spaßfaktor deutlich anhob. So ist es kaum verwunderlich, dass wir eine Tour von 71 km zurücklegten.

    Und so fuhren wir kreuz und quer durch Ottawa, ein Stück entlang des Rideau Canal, bis zu einer Schleuse am Hog’s Back Dam, an der der Kanal in den Rideau River übergeht, und sind dann entlang des Rideau Rivers zurück zum Ottawa River, wo der Rideau River in den Ottawa River stürzt. Im Folgenden fuhren wir entlang der Parlamentsgebäude und wechselten auf die Quebecer Seite, die aber eher langweilig und ausgestorben wirkte, was uns nach einer kurzen Runde dazu brachte wieder das Ufer zu wechseln. So fuhren wir durch Centraltown, Little Italy und Chinatown.

    Und mit diesen Bildern endet die 3-wöchige Reise an Kanadas Ostküste.

    Und es waren 3 aufregende und ereignisreiche Wochen, mit vielen Höhen und Tiefen. Es hat von allen viel abverlangt, da es nicht unbedingt einfach ist, rund um die Uhr auf engstem Raum zusammenzuleben. Zudem war es für alle das erste Mal in einem Wohnmobil, was größere Herausforderungen mit sich brachte. Letztendlich haben wir sie alle gemeistert und haben einen besonderen Urlaub draus gemacht. Ich weiß für mich, dass ich nicht das Verlangen habe, nochmal mit einem Wohnmobil zu vereisen.

    Der Rückflug lief dann übrigens problemlos. 😌

    Ein letztes Bild habe ich noch. Ich hörte davon, dass die Burger bei Wendys extrem lecker sein sollen und diese weltweit erhältlich, außer in Europa, sind. Und, da ich so schnell Europa nicht wieder verlassen werde, hatte ich am Torontoer Flughafen meine letzte Chance und habe sie ergriffen. Es ist ein saftiger, fetttriefender Burger, der nach nicht viel aussieht, aber MC Donalds und Burger King um Längen schlägt. Danke, für diesen Gaumenschmaus. 🤤

  • Mit dem Rad nach München

    🚴+⛺️ > 🇩🇪 🇸🇪 🇵🇱 ? 🤔

    Meine erste Solo-Reise sollte mich durch Deutschland führen. Potsdam – München. Nur mein Rad, die mehr oder weniger guten Radwege, und ich🥳. 🚵‍♂️

    Klar ist die Route, das Ziel und die Ankunftszeit. Alles dazwischen, wie Verpflegung, Unterkunft, Sightseeing und so weiter, ergibt sich unterwegs (hoffe ich). 😅

    🤨 Werde ich mich 7 Tage lang dafür begeistern können, jeden Tag ~ 100km(+/-) zu fahren?

    🧭 Werde ich schneller oder langsamer als geplant sein?

    🚞 Werde ich auf das 9€ Ticket zurückgreifen (müssen)?

    😱 Werde ich abbrechen?

    🥵 Habe ich zu viel / oder zu wenig eingepackt?

    Ich freue mich diese Fragen während meiner Tour beantworten zu können. Wie es mir erging, habe ich hier schriftlich festgehalten. 😅

    Tag 1 – Tschüss Potsdam

    Die Taschen gepackt, sowie alle Vorbereitungen erledigt. Was mit muss und was organisiert werden muss, habe ich in den vorhergehenden Tagen (bis Wochen), erledigt. Nach dem Kaffee sollte es losgehen. Nur noch „schnell“ die Strecke auf das Garmin laden. Doch das Garmin konnte keine stabile Bluetoothverbindung zum Smartphone herstellen und das Laden der Strecke brach immer wieder ab. „Geht ja schon mal gut los.“, dachte ich. 😣 Glücklicherweise konnte ich die Strecke doch noch im Garmin finden, da ich sie anscheinend irgendwann schon einmal geladen hatte.

    So konnte ich anschließend mit einer leichten Verspätung starten. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: das Garmin wird mir in den nächsten Tage noch viel „Freude“ bereiten.

    Am ersten Tag komme ich gut voran. Fühlt sich an, wie eine meiner „normalen“ Tagestouren. Nach 37Km mache ich die erste Pause in Treuenbrietzen. Gut gestärkt ziehe ich weiter und leichter Gegenwind verhindert, dass ich überhitze. 😉 So erreiche ich gegen 14 Uhr bereits die Lutherstadt Wittenberg und gönne mir erstmal ein 🍦.

    Kurz darauf erreiche ich das minimale Tagesziel und überquere die Elbe. Ab hier ~~betrete~~ berolle ich Neuland und fahre in „unbekannte“ Gegenden. Ich erfahre, dass ich mich ab jetzt in einem Bergbaugebiet befinde, welches mich noch ein wenig begleiten wird.

    Ich fahre vorbei an gefluteten ehemaligen Tagebauten. Informationstafeln erzählen von Waldelefanten, die hier vor ca. 100.000 Jahren lebten und ersten Funden menschlichen Ursprungs, welche ~3100 Jahre alt sind.

    Gegen 17:30 Uhr erreiche ich dann den ersten Zeltplatz auf meiner Tour, richte den Schlafplatz ein, wasche mich und lasse den Tag am Campingplatzkiosk ausklingen.

    WasWieviel
    Zeit in Bewegung (h)6
    Gefahrene Kilometer109
    Durchschnitsgeschwindigkeit (Km/h)17,9
    max. Geschwindigkeit (Km/h)36
    Höhenmeter461

    Tag 2 – Eine kleine Herausforderung

    Frisch berödelt geht es in den zweiten Tag und ich lerne die Vor- und Nachteile von Sonnencreme kennen. Tags zuvor vergaß ich, meine Beine einzucremen und habe nun Sonnenbrand auf Knien und Waden. 🙈 Learning: Auch die Beine einschmieren. Ergebnis von Hitze in Kombi mit notwendiger Sonnencreme: nach 23Km sehen meine Beine aus, wie panierte Schnitzel (mit Sand). An Tag 2 zog sich die Strecke schon und ich kam gefühlt nicht wirklich vorwärts, erreichte aber dennoch zum Mittag Leipzig.

    Während ich meine Bratwurst esse, bin ich zunehmend von dem Gewusel, dem Lärm und dem Gestank der Stadt genervt, sodass ich nur noch weiter und dem ganzen entfliehen möchte.

    So fahre ich durch das schöne Connewitz heraus aus Leipzig. Gerne würde ich mich hier in einer der Kneipen niederlassen und ein Bierchen trinken. Leider ist es dafür aber noch zu früh und ich habe noch ein paar Kilometer vor mir.

    Es dauert nicht lang und ich war wieder auf Radwegen in der schönen Natur. Bei einem kleinen Rastplatz entschied ich mich, erst mal [Fika][9] zu machen und mich wieder zu sammeln, da mich diese wuselige Stadt hart gestresst hat. Es war nicht der schönste Platz, aber ich hatte Bank und Tisch. Kurz bevor ich los wollte, kam eine ältere Dame mit ihrem Auto angefahren, die gerade auf dem Weg zu ihren Kindern war, wo die Enkelin an diesem Tag Jugendweihe haben sollte. Und bevor es in den Trubel geht, wollte sie an diesem schönen Platz, an den sie früher öfter gekommen war, eine Pause machen. Naja, Schönheit ist dann wohl wirklich relativ. 😅

    Später bin ich an diesem eingezäunten Gelände vorbeigefahren, welches sich schnell als Gefängnis heraus gestellt hat. An den Fenstern standen die Insassen und haben sich über den Hof, von Fenster zu Fenster unterhalten, bzw. angebrüllt, was ziemlich tumultartig wirkte. Und dann stehe ich da, mit meinem Rad und der Campingausrüstung, mit der Freiheit, hinfahren zu können wo ich hin will. Auf der anderen Seite stehen diese Menschen, die maximal unfrei sind und sich auf ~9m² „frei“ bewegen können. Was für ein Kontrast. Da bin ich doch froh, auf der richtigen Seite des Gesetzes zu stehen. 😇

    Nun musste ich mich aber langsam entscheiden, wo ich die Nacht verbringen möchte. Da es um Altenburg einen 20 km Radius gibt, in dem keine Campingplätze vorhanden sind, hatte ich nur die Möglichkeit, um 15 Uhr den nahegelegenen Campingplatz zu nutzen, oder binnen 3 Stunden noch weitere 40 Kilometer zu fahren. Das bis 18 Uhr zu schaffen war recht knapp und ich fing an, die Campingplätze anzurufen, welche min. bis 19 Uhr neue Gäste aufnehmen. Glücklicherweise wurde ich bei einem Freibad fündig und kam rechtzeitig an. So bekam ich auch Zugang zu den Sanitärbereichen und Duschen. Es war möglich auch nach Aufnahmeschluss zu kommen und das Finanzielle etc. am nächsten Tag zu klären. Dadurch könnte man aber erst am nächsten Tag unter die Dusche und müsste, dreckig und durchgeschwitzt, wie man ist, in den Schlafsack gehen. 😣War hier gottseidank nicht der Fall, aber ein Thema, welches mich auf der ganzen Reise noch bewegen wird.

    Auf dem Platz durfte ich zwei Rentnerpärchen kennenlernen, die ihre Rente mit einer Radreise genießen. Das eine Pärchen kam ursprünglich aus Basel (CH) und war bereits 8 Wochen unterwegs. Sie fuhren zunächst nach Prag (CZ), um von da, über Dresden, den Mittellandradweg zu erkunden.

    Das andere Pärchen kam aus Erfurt und war ebenfalls dabei den Mittellandweg zu bestreiten. Natürlich fuhren sie mit E-Bikes. Aber es ist doch schön anzusehen, welche technischen Möglichkeiten wir bekommen, um auch im rüstigen Alter noch so reisen zu können.

    WasWieviel
    Zeit in Bewegung (h)7
    Gefahrene Kilometer119,6
    Durchschnitsgeschwindigkeit (Km/h)16,8
    max. Geschwindigkeit (Km/h)51,2
    Höhenmeter582

    Tag 3 – Vogtland

    Heute beginnt die Etappe mit den Höhenmetern. Bei sonnigem Wetter und 25°C, starte ich in den Tag und darf auf den ersten ~15 km noch etwas Gefälle genießen. Während ich einzelne Steigungen gemütlich oder mit leichter Anstrengung schaffe, kommen bald auch die ersten Fahrradschiebestrecken, die einem doch echt viel abverlangen. Aber die Aussicht, die man für das ganze Auf und Ab geboten bekommt, macht das die Anstrengung wieder wett.

    Seit ich Brandenburg verlassen habe, musste ich schmerzlich feststellen, dass es auf der Strecke kaum bis keine Rastplätze für Radreisende und Wandernde gibt. So bleibt nur noch die Wiese, auf die man sich setzen kann, um sich von den Anstrengungen zu erholen. Warum gibt es hier keine Plätz zum Verweilen, bei dieser schönen Aussicht?

    In der Pause stellte ich mir die Frage, wie man Fahrtrichtungsanzeigen macht, wenn man gerade alle Hände voll damit zu tun hat, den Lenker festzuhalten und gleichzeitig zu Bremsen. Vorschläge waren Blinker und Bein raus halten. Vlt. einen Wurstblinker? Bis auf Weiteres werde ich an die Siutuation angepasst fahren und im Zweifel rechts ranfahren, bis alles frei ist.

    Wer viel hinauf fährt, fährt auch hinab. Bei meiner Streckenplanung tauchen auch immer wunderschöne Schotterwege auf. Es gibt Gründe für die Wahl der Bereifung. 😉 Aber ich liebe es nunmal, durch den Wald zu fahren und nehme dafür gerne Schotterwege auf mich. Dieser Schotter war aber schon recht grob. 🙈

    Und während ich langsam in den Bereich des Erzgebirges komme, taucht am Wegesrand diese geile Schutzhütte auf. Wäre ich in Schweden, wäre dies mein Nachtlager geworden. Leider sind diese Schutzhütten in Deutschland nicht zur Übernachtung zugelassen.

    Am späten Nachmittag habe ich den höchsten Punkt mit 782 m üNN erreicht. 🥳 Aber die erhoffte Aussicht gab es nicht und ich stand auf einem hässlichen Schotterparkplatz, an einer Straße am Waldrand, mit einem geschlossenen Imbiss. Nach kurzer Verschnaufpause ging es auch gleich weiter ins Tal, ins Hotel. Denn heute lasse ich es mir mal richtig gutgehen, mit Hotelzimmer und geilem Abendbrot im Restaurant. 😎

    Doch es kam alles anders, als erwartet. 🤯

    Beim heraustreten aus der Duschkabine meines Hotelzimmers bleibe ich mit dem kleinen rechten Zeh an der Führungsschiene der Kabinentür hängen, schneide mir in die Haut und breche mir den Zeh. Dann, großer Schock, erstes Blut und der Zeh kann sich in vier Richtungen bewegen. Fuck! Das war es! In diesem Moment war für mich der Trip gelaufen und ich mental am Boden. Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte und den Zeh notdürftig verarztete, bin ich erst einmal runter ins Restaurant gegangen, um etwas zu Essen und ein Bier zu trinken. Genießen konnte ich davon natürlich nichts und das Umfeld hat es nicht besser gemacht. So bin ich schnell wieder auf’s Zimmer geflüchtet.

    Nach ein paar Tipps und ein-zwei Youtube Videos, habe ich den Zeh erst einmal ordentlich verarztet. Jetzt kam es auf 4 Fragen an.

    • Schwillt der Zeh an? Nein.
    • Färbt der Zeh sich grün, blau oder scharz? Nein.
    • Zeigt der Zeh in eine unnatürliche Richtung? Nein.
    • Schmerzt der Zeh stark? Nein.

    Wenn ich am nächsten Tag diese 4 Fragen wieder mit Nein beantworten und mit dem Fuß auftreten könnte, kann ich weiter fahren. Also hoffen und abwarten. Nebenbei habe ich schon den Abbruch und meine Abholung organisiert, falls alles schiefgeht. Und so habe ich versucht schlafen zu gehen…

    WasWieviel
    Zeit in Bewegung (h)5
    Gefahrene Kilometer70,4
    Durchschnitsgeschwindigkeit (Km/h)13,5
    max. Geschwindigkeit (Km/h)46,6
    Höhenmeter1034

    Tag 4 – Kurzbesuch in Tschechien

    Nach einer recht guten Nacht, kann ich am nächsten Morgen die 4 Fragen immernoch mit Nein beantworten. „Wenn ich jetzt noch Fahrrad fahren kann, wäre der Tag gerettet.“ 🙏

    So bin ich erstmal zum Frühstück gehumpelt und habe mich ausgiebig für den Tag gestärkt. Danach hieß es den nächsten Rossmann anzufahren, um Tape für die weitere Zehbehandlung zu besorgen. Du glaubst gar nicht, wie froh ich war, als ich dort ankam und wusste, dass ich mit dem Fuß weiter fahren kann.

    Nachdem ich mich mit dem zickigen Garmin mal wieder auseinander gesetzt habe (ging übrigens die ganze Reise so), habe ich bereits um viertel 10 die Grenze zu Tschechien überquert.

    Erwähnte ich schon, dass mein Hotel im Klingenthal war? Thal bedeutet, da muss ich auch erstmal wieder raus. Trotz kaputtem Fuß, war ich bereits nach 1,5 Stunden über den Berg und konnte die Fahrt wieder genießen.

    Ich war sehr überrascht, wie gut das Radwegenetz mittlerweile auch in Tschechien ausgebaut ist. Es gab sogar Rastplätze für Radfahrende und Wandernde.

    Dort habe ich auch gleich eine Kaffeepause eingelegt und meinen Fuß ausgepackt, um zu sehen, ob die Belastungen vlt. zu groß sind und ich eine der der 4 Fragen doch noch mit Ja beantworten müsste. Zum Glück war alles gut und ich konnte weiter fahren. Einen Radreisenden hält nichts auf. 💪🏼

    So ging es weiter, durch Felder und Wälder. Vorbei an Traktoren, denen man lieber Platz gemacht hat, bis nach Cheb, der einzigen großen Stadt, die ich auf meinem Kurzbesuch in Tschechien durchquere. Danach ging es direkt auf einen 1A Fahrradweg, der auf einem alten Bahndamm entlang führt, sodass ich beinahe nicht mitbekommen hätte, wann ich wieder nach Deutschland Bayern herein fahre.

    Kein Grenzstein, kein „Willkommen in der Bundesrepublik“, keine Markierungen. Nur dieses kleine Schild und einige Infotafeln, die auf einmal auf deutsch waren.

    Nun war es bis zum nächsten Lager nur noch ein Katzensprung. Beim Supermarkt noch schnell etwas für die kalte Küche eingekauft, Zeltplatz angesteuert und Lager aufgebaut.

    Eigentlich war es ein ganz cooler Campingplatz, obwohl ich eine Weile gebraucht habe, um am nächsten Tag wieder auf die Beine zu kommen, da im Preis Sauna und Pool inbegriffen waren. Über eine Zeltwiese hätte ich mich aber gefreut, anstatt diesen Schotterplatz nutzen zu müssen. Mit viel Gewalt habe ich die Heringe dennoch in den Boden bekommen.

    WasWieviel
    Zeit in Bewegung (h)5
    Gefahrene Kilometer71,4
    Durchschnitsgeschwindigkeit (Km/h)14,5
    max. Geschwindigkeit (Km/h)49,5
    Höhenmeter663

    Tag 5 – Im Karpfenland

    Nach dem morgendlichen Puzzle des Radreisenden (die Beladung des Bocks), bin ich in den fast entspanntesten Tag der Reise gestartet. Heute geht es hauptsächlich bergab, und so rolle ich durch Felder, Wiesen und Wälder. Und wie ich so den Tag genieße, fällt mir auf, wie ich mich an das Leben eines Radreisenden gewöhnt und kein Problem damit habe, diese Strecke alleine zu fahren. Teilweise nervt mich die Anwesenheit von Menschen sogar. Und wenn ich daran zurück denke, wie mich Leipzig gestresst hat, wie wird es dann in München werden? 😱 Aber ab da bin ich auch nicht mehr alleine unterwegs. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

    Nanu. Was ist das?

    Dann drückt das Äffchen mal das Knöpfchen. Nichts passiert. Komisch. Ich drücke nochmal. Kein Knistern, kein Tuten, kein Feedback. Warum ist hier ein Trampelpfad, um das Geländer herum? Ist auf der anderen Seite auch ein Trampelpfad? Es passiert weiter nichts. Ich schiebe das Fahrrad um das erste Geländer und stehe auf den Schienen. Auf einmal ertönt die Sprechanlage und warnt, dass jetzt die Schranken öffnen. 😂 Und vor mir öffnet sich die Schranke.

    Bei den Radfahrenden nach mir ging das dann alles schneller. Zumindest bin ich heile auf der anderen Seite angekommen.

    Später am Tag trudle ich auf einem der beliebtesten Campingplätze Bayerns, der mit 21€ auch der Teuerste ist, ein. Da der Platz völlig ausgebucht war, habe ich noch ein kleines Stückchen Wiese im „Vorgarten“ eines anderen Campers bekommen, der das an der Rezeption angeboten hatte.

    Nachdem ich alles wieder aufgebaut und mich geduscht habe, habe ich mich noch an den See gechillt und das Wetter genossen.

    Nebenbei bemerke ich, wie viele Kinder es auf diesem Campingplatz gibt und diese noch um 22Uhr herumrennen. Genau das richtige für mich. 🙄 Also für mich war der Campingplatz viel zu unruhig und voll. Aber es ist ja nur für eine Nacht.

    WasWieviel
    Zeit in Bewegung (h)5
    Gefahrene Kilometer92,4
    Durchschnitsgeschwindigkeit (Km/h)18,0
    max. Geschwindigkeit (Km/h)50,3
    Höhenmeter663

    Tag 6 – Regensburg und brütende Hitze

    Mit 62 km wird es heute der Tag mit der kürzesten Strecke, da ich mir vorgenommen habe, mir Zeit zu nehmen und mir Regensburg anzuschauen.

    Von der Schönheit dieser Stadt bin ich einfach nur begeistert. Ich bin gefühlt jede Gasse herunter gelaufen und damit im Zickzack durch die Innenstadt. Um den Post nicht noch weiter mit Bildern zu sprengen, werde ich am Ende einen Link zu den Bildern setzen. Aufgrund der sengenden Hitze, war der Spaziergang durch die Stadt schon recht anstrengend. So suchte ich mir ein schattiges Plätzchen an der Donau und gönnte mir eine Erfrischung.

    Da ich noch 16 km zu fahren hatte, musste ich beizeiten auch wieder aufbrechen, um vor 18 Uhr auf dem Campingplatz zu sein. Das nervte langsam echt.

    Auf diesem Campingplatz gibt es eine Zeltwiese, nur für Zelte, eine kleine Bierzeltgarnitur für jede Parzelle und das sogar mit einer abschließbaren Kiste, sofern man ein Vorhängeschloss dabei hat. Wahlweise stand auch ausreichend Strom zur Verfügung, worauf ein „autarker“ Radreisender jedoch nicht angewiesen ist. Aber es gab auf dem gesamten Platz kein einziges schattiges Fleckchen. Als die Sonne etwas weiter gesunken war, konnte ich mich zumindest in den Schatten von meinem Zelt legen (kauern). 🥵

    WasWieviel
    Zeit in Bewegung (h)4
    Gefahrene Kilometer69,5
    Durchschnitsgeschwindigkeit (Km/h)16,3
    max. Geschwindigkeit (Km/h)51,5
    Höhenmeter477

    Tag 7 – Auf nach Landshut

    Die ganzen letzten Tage, seit ich in Bayern bin, habe ich das Gefühl, dass auf den Straßen echt wenig los ist, da hier gerade Ferien sind. Aber heute ist irgendwie besonders wenig los. Selbst auf den Landstraßen ist kein Verkehr. Irgendwann beschleicht mich der Verdacht, dass heute ein Feiertag sein könnte und ein Blick ins Internet bestätigt meine Vermutung. Es ist Fronleichnam und ich bin nicht drauf vorbereitet, was die Tagesverpflegung angeht, da ich nicht einfach beim nächsten Supermarkt anhalten kann. Nun erklärt es sich auch, warum in den letzten Ortschaften die freiwilligen Feuerwehren Straßen abgesperrt haben. In nahezu jeden Ort finden Festtagsumzüge statt. Natürlich habe ich genau davon kein Foto gemacht. 🙈

    Aber in Landshut habe ich wieder fleißig Bilder gemacht.

    Hier habe ich erstmal eine schöne Mittagspause in der historischen Altstadt von Landshut genossen, mir einen Kaffee, belegtes Brötchen und Kuchen gegönnt, bevor ich die Stadt weiter erkunde. Beim durch die Straßen streifen fiel auf, dass es hier eine Burg gibt. Wenn es irgendwo hoch geht, bin ich dabei. 😂 Es hat sich gelohnt und ich konnte schöne Eindrücke sammeln. Zuerst bin ich durch die große Parkanlage gelaufen, die auf der Anhöhe ist und habe in Wirklichkeit den Weg zur Burg gesucht. Die auf der Karte eingezeichneten Wege schienen nicht mit den vorhandenen Wegen übereinzustimmen. So lief ich in Sackgassen und in Kreisen. Letztendlich konnte ich die Burg finden und ein paar schöne Bilder machen. Danach ließ ich den Nachmittag an der Isar ausklingen, bei Bierchen und Schiffe beobachten.

    Während ich da so sitze, fällt mir auf, dass ich gerade noch gedacht hatte, dass es bis zum Ziel noch so viele Tage sind, ich das Gefühl hatte, mich verkalkuliert zu haben und nicht wusste, wie das alleine werden soll. Nun ist das über 4 Tage her, es ist mein vorletzter Tag, meine letzte Nacht im Zelt und morgen Mittag bin ich schon in München. Wie auf einmal die Zeit verflogen ist. Wahnsinn. Und so trinke ich mein Bier aus und genieße noch etwas den Moment, bevor es auf die letzten 10 km des Tages geht. Der Sanitärbereich dieses Campingplatz hat nicht die besten Bewertungen. 🙈 Ich habe aber keine wirkliche Alternative und lasse mich überraschen.

    Natürlich gab es mal wieder keine Zeltwiese und ich konnte mir aussuchen, ob ich auf der Wiese an der Einfahrt, neben der Landstraße oder vor dem Wohnwagen der Kiner des Campingplatzbetreibers, mein Zelt aufschlagen möchte. Auf dem Bild ist zu sehen, wofür ich mich entschieden habe. Da ich hier ja nur die schönen Seiten der Reise zeigen möchte 😂, habe ich mal den vermüllten und heruntergekommen Teil dieser Parzelle ausgeblendet. Da die Kinder nicht da waren, hatte ich es eigentlich ruhig und war abgeschirmt. So hatte ich eine „Terasse“ mit Campingstuhl und Tisch. Was für ein Luxus, mal nicht auf dem Boden sitzen zu müssen. Wie gesagt, das nächste mal mit Campingstuhl.

    Der Sanitärbereich war dann wirklich letztes Jahrhundert und für 6 Duschkabinen gab es einen 60er Jahre Stuhl, zum Ablegen der Sachen. Hier wird Privatsphähre noch klein geschrieben und man zeigt, was man hat.

    Im teilweise gelobten Campingplatzrestaurant habe ich mir zum Abendbrot noch eine Pizza gegönnt, bevor ich auf meiner Terasse den Abend habe ausklingen lassen.

    WasWieviel
    Zeit in Bewegung (h)4
    Gefahrene Kilometer62,1
    Durchschnitsgeschwindigkeit (Km/h)18,7
    max. Geschwindigkeit (Km/h)43,9
    Höhenmeter506

    Tag 8 – Einfahrt in München

    Da ich tags zuvor mit viel Mühe bis Mittags die ~55 Kilometer bis nach Landshut geschafft habe, bin ich besonders früh losgefahren und hatte um 8 schon die ersten 18 km runter.

    Da ich so früh aufgebrochen bin, war mein Zelt und Kram vom Morgentau noch dementsprechend nass. Entlang der Isar fielen mir die vielen freien und trockenen Flächen auf. Diese nutzte ich, um bei einem entspannten Frühstück meine Ausrüstung zu trockenen.

    Wieder zurück auf der Strecke sehe ich, dass, wenn ich so weiter fahre, ich min. 2 Stunden zu früh in München bin.

    Glücklicherweise fällt mir wieder eine Stadtbesichtigung vor die Räder und ich erkunde Freising. Diesmal gibt es ein Kloster, das es zu erklimmen gilt. So strample ich das Kopfsteinpflaster hoch und holpere wieder herab. Kaffee und Butterbrezel stärken mich für den nächsten Abschnitt gen München. Und ich bin immernoch eine Stunde zu früh dran. 😅 Es gibt halt Tage, da rollt es einfach und es gibt halt Gegenwind, Bergauf, Rollwiderstand, Gravitation, böse Geister, …

    Pünktlich, kurz nach 13Uhr erreiche ich den Münchner Hauptbahnhof und freue mich schon auf das bombastische Siegerfoto und Tommy. Jedoch stelle ich fest, dass München den hässlichsten Bahnhof hat, den ich je gesehen habe. So mussten wir uns auf die Suche nach einem guten Spot begeben.

    Ich habe es geschafft, und bin in 8 Tagen von Potsdam nach München geradelt.

    WasWieviel
    Zeit in Bewegung (h)3,5
    Gefahrene Kilometer67,4
    Durchschnitsgeschwindigkeit (Km/h)18,6
    max. Geschwindigkeit (Km/h)36,4
    Höhenmeter172

    Bonus – Starnberger See

    Am nächsten Tag fuhren wir gemeinsam zum Starnberger See und konnten am Horizont die Alpen mit der Zugspitze sehen (rechts im Bild).

    Was für ein faszinierender Anblick. (Leider ohne Profikamera schwer zu erfassen)

    Der Starnberger See ist für MünchnerInnen ein beliebtes Ausflugsziel. Und so gibt es einen 1A direkten Radweg durch den man „schnell“ am See sein kann. Über den See gibt es mehrere Schiffsverbindungen, um andere Ort am See bequem erreichen zu können, oder einfach nur eine Rundfahrt zu machen. Da es nur noch eine überfülltes, mit vielen Kindern bevölkertes, Boot gab, entschieden wir uns gegen die Schiffsfahrt, schlenderten stattdessen die Promenade entlang und erkundeten noch etwas Starnberg. Bei den steigenden Temperaturen gestalltete sich dies zunehmend schwieriger, weswegen wir uns dafür entschieden haben, den Rückweg anzutreten. Dieser sollte durch Wälder und an der Isar entlang wieder nach München führen.

    Wie wir auf unserem Weg erfahren haben, gab es damals Floßfahrten die Isar hinunter in Richtung München, für den Warentransport. Heute gibt es noch Floßfahrten für touristische Zwecke. Da die Isar aufgestaut wird, gibt es an jedem Stauwehr eine Floßrutsche, die Vergnügen garantiert. Diese Tradition, flussaufwärt einzusetzen und sich nach München treiben zu lassen, besteht bis heute, wie wir bei diesem interessanten Spot feststellen durften.

    Zuerst durften wir über diese zwei etagige Brücke mit prima Aussicht fahren, um von unten zu sehen, dass oben drauf die Bahn fährt. Bei einem Päuschen am Wasser ist uns aufgefallen, dass viele mit Schlauchboten, SUPs und was sonst so schwimmt, sich einfach flussab haben treiben lassen. Schnell wurde uns klar, dass die Leute mit ihren Booten in die S-Bahn steigen und irgendwo flussaufwärts einsetzen, um sich dann wieder nach München treiben zu lassen. Die Floßrutschen müssen bei diesem Unterfangen jedoch umlaufen werden. Da wir keine Boot dabei hatten und unsere Räder nicht schwimmen können, sind wir gemütlich nach München gerollt und haben uns der Nahrungssuche gewidmet.

    An Odeonsplatz und Ludwigstraße ließen wir den Abend beim Autoposen ausklingen. Die Anwesenheit von Polizei diente dann immer der Unterhaltung. 😉 Mal etwas anderes.

    Zusammenfassung und Fazit

    Ich bin so froh, diese Erfahrung gemacht zu haben und sie auch bis zum Ende durchziehen zu können. Im Vorfeld war ich mir sehr unsicher, ob das wirklich etwas für mich ist und wie es ist, alleine zu Reisen, insbesonder als Radreise. Ich muss sagen, es funktioniert, hat Spaß gemacht und die Lust auf mehr geweckt.

    Im großen und ganzen war ich auch mit meinem Setup zufrieden und würde nur Kleinigkeiten ändern. Auch wirklich Unnötiges hatte ich nicht dabei, bei dem man sagen könnte, hier lässt sich noch was einsparen. Wobei einsparen ein guter Punkt ist, wenn man die Bikepacking Videos auf YT sieht, wie minimalistisch die da bepackt sind. Ich muss sagen, ich bin eher der Typ für Biketouring, habe meine 4 Taschen und noch Luft, hier und da etwas unterzubringen. Was mich auch zum nächsten Punkt und Abenteuer führt. Da mich dieses „18 Uhr auf’m Zeltplatz sein“ hart genervt hat und ich Wildcampen noch nicht auf meiner Liste habe, will ich meine nächste Solotour in Schweden machen. Um dort komplett autark unterwegs sein zu können, werde ich noch ein paar Tools brauchen. Zudem muss ich auch mehr Wasser und Essen transportieren, wenn ich nicht als Minimalist unterwegs sein will.

    Wie steht es um die Fragen, die ich mir vor der Reise gestellt habe?

    🤨 Werde ich mich 7 Tage lang begeistern können, jeden Tag ~ 100km(+/-) zu fahren?

    • Ja, kann ich. Dass ich dies so konstant durchhalten kann, hat mich sehr überrascht.

    🧭 Werde ich schneller als geplant oder langsamer sein?

    • War eigentlich genau richtig. Bin super entspannt und pünktlich angekommen.

    🚞 Werde ich auf das 9€ Ticket zurück greifen (müssen)?

    • Nope

    😱 Wird der große Abbruch kommen?

    • Es war knapp. Aber, mit Glück im Unglück, ist es ein voller Erfolg geworden.

    🥵 Habe ich zu viel eingepackt?

    • Wie ich im Fazit schon schrieb, hat es eigentlich ganz gut gepasst. Und ehrlich gesagt, gibt es immer was zu optimieren.

    Die ganze Strecke habe ich auf Komoot in einer Collection zusammengefasst, die ihr euch hier anschauen könnt.

    **[Direktlink][43]** bei fehlerhafter Anzeige.

    Alle Bilder meiner Reise sind in der Cloud gespeichert und für euch zum Stöbern freigegeben. >>Fotoalbum der Radreise<<

  • TEC goes Schweden 2021
    Die gesamte Strecke

    Im Juni 2021 sollte sie starten, die erste Bikebacking Tour in meinem Leben und ich muss sagen, ich habe Blut geleckt. In 7 Tagen haben drei Freunde die „Wildnis“ von Schweden erradelt und hier gibt es ihre Geschichte.

    Viel Freude beim lesen.

    Anreise

    Vor dem Sonnenaufgang ging es mit dem Auto los nach Rostock, um die erste Fähre des Tages zu erwischen. Wir wollten so viel aus der Reise raus holen, wie es uns möglich war.

    Nachdem wir wie ein Flugzeug in Warteschleife unsere Kreise vor dem Trelleborger Hafen gedreht haben, landeteten wir mit über 2 Stunden Verspätung an. Dennoch sollte die Tagesplanung stehen bleiben und wir fuhren zügig los. Gegen 21 Uhr erreichten wir unseren Parkplatz, von dem aus unsere Radreise starten sollte. Strecke und Parkplatz wurde im Vorfeld ausführlich geplant, da gerade im städtischen Bereich, dies nicht ganz so einfach ist, da es in Schweden eine Parkplatzmafia gibt, die dich dazu drängen möchte, auf Bezahlparkplätzen zu parken. Und da uns ein heiles Auto am Ende erwarten sollte gingen wir auf Nummer sicher.

    In Rekordzeit wurden die Fahrräder und Hänger ausgeladen, bestückt und abfahrbereit, da wir für den ersten Tag noch fast 24Km vor uns hatten, um die erste Nacht in einem der bekannten schweddischen Shelter zu übernachten.

    Doch Schweden hat uns noch deutlich gemacht, dass wir nicht mehr im Flachland sind. Und so, wie wir beladen sind, waren es keine 24Km, wie in der Mark Brandenburg und haten gut zu kämpfen, in anbetracht, wie lange wir schon unterwegs sind.

    Gegen Mitternacht erreichten wir den angepeilten Schelterplatz und dieser war nicht mehr vorhanden Der Rest, der von dem Platz noch übrig war, war so stark frequentiert, dass dort kein Platz für unsere drei Zelte mehr war. Dies erfuhren wir aber auch nur von dem Pärchen, welches schon am Wegesrand ihr Lager aufgeschlagen haben. Wenn wir dem Weg noch 10 Minuten folgen, sollten wir noch an einen See kommen, wo wir unser Lager aufbauen könnten, wurde uns von den Beiden empfohlen. So fuhren wir weiter durch Wald und Nacht aber konnten keinen See finden. Völlig entkräftet war uns dann, an einer etwas breiteren Stelle der Wegesrand gut genug. DA die Wege aussahen, als würden hier noch aktiv Waldarbeiten statt finden, sollten an dieser Stelle die großen Waldfahrzeuge an uns vorbeikommen. 🙈

    Das Abenteuer beginnt

    Am nächste Morgen konnten wir dann im hellen sehen, wo wir unser Lager aufgebaut haben.

    Vom Weg aus betrachtet, sieht es doch garnicht so schlimm aus. Und große Fahrzeuge sind auch nicht durch unseren Vorgarten gedonnert.

    Frühstücken, Kaffee trinken (Fika), einpacken und los. Erstes Ziel des Tages ist Stenungsund, wo wir Mittagspause machen wollen. Also raus aus dem Wald und in Richtung Küste.

    Diese Aussicht… Der Wahnsinn… Die Freude ist groß und die Erwartung wurden mehr als erfüllt. Wenn das erst der Anfang ist, was kommt dann noch?

    Der erste Tag endete dann mit 45Km, in der Nähe von Ljungskile an einem Traumhaften See.

    Wo wir sonst locker 80Km, mit dem Fahrrad und Gepäck gefahren sind, wie Erik und ich es im Vorfeld getestet haben, ist es hier schwer möglich. In Vorbereitung auf diese Reise, hatten wir unser Setup gestet und sind an einem Verlängertem Wochenende, über Halbe nach Slubice und wieder zurück gefahren. Und wir waren der Meinung, damit gut ausgerüstet zu sein. Ich habe die Höhenmeter so brutal unterschätzt und werde meine Nabenschaltung und den Hänger noch lieben lernen.

    Die Enttäuschung des Vorabends ist schnell verflogen, als wir an diesem See, der wie ein Postkartenmotiv da steht, ankamen, einen Shelter vorfanden, der sogar über 2 Grillplätze, einer Lagerfeuerstelle, Tischen und Bänken, auf uns wartete. 😍 Das wollen wir jetzt jeden Tag so haben. 😉

    Diese Aussicht vom Bett aus, gepaart mit der Ruhe der Natur ist einfach ein Traum. Und jetzt sehe ich, wie es zu diesen Fototapeten kommt wenn man selbst, an einem soclher Orte ist und dieses Gefühl am liebsten mit nach hause nehmen möchte. 😌

    Wie uns tags zuvor schnell klar wurde, dass wir mit unserem Gepäck und den schwedischen Höhenmetern, nicht die gewohnten Kilometer schaffen werden, einigten wir uns darauf, nur noch 40-45 Kilometer am Tag anzupeilen und alles drüber ist Bonus. Ein wenig wehmütig, habe ich die geplante Router für die nächste Tage unserer aktualisierten Tagesleistung angepasst. So werden wir schon früher nach Osten abdrehen müssen und werden nicht bis fast an die norwegische Grenze radeln.

    Und so fuhren wir wieder weiter, durch schedens schöne Natur.

    Über eine Sheltermap, die ich in einer Facebookgruppe gefunden hatte, suchten wir uns immer die Plätze für die nächste Nacht aus. Der Vorteil war einfach, dass die allermeisten an Gewässern, wie Seen und Flüssen gelegen sind und über eine Feuerstelle, und manchmal einem Grill, verfügen. Da die Karte von allen möglichen Mensch gepflegt wurde, in der jeder was eintragen kann und nicht immer auf dem aktuellsten Stand ist, wie wir an Tag 1 festellen konnten, kann auch mal ein Platz weg sein. So kamen wir an einen See, der bei der Jugend der umliegenden Dörfer sehr beliebt war, aber der versprochene Shelter auch nicht zu sehen war. Da steht man dann am Ende des Tages da, völlig entkräftet und muss entscheiden, ob man weiter fährt, sich einfach irgendw hinhaut oder solange sucht, bis man den perfekten Lagerplatz gefunden hat. Die beharlichkeit meiner Mitstreiter sollte uns ans Ziel bringen. An dem See gab es auch einen Weg rechts am See entlang, der aber zu einem Universitätsgelände gehört und wir uns nicht so genau mit dem Jedermannsrecht auskannten. Man darf Privatgelände betreten und auch dort übernachten, wenn sie nicht eingezäunt sind. Wie steht es mit abgesperrten Wegen, wenn man um die Absperrung drum herum laufen kann? *No Risk – No Fun*

    Die entscheidung war auf jeden Fall die richtige und wir fanden einen Shelterplatz, der nicht auf der Karte eingezeichnet war. Die Hütte war zwar nicht für eine Übernachtung geeignet, was uns aber nicht kümmern musste, da wir unsere Zelte dabei hatten.

    Der Vänern

    2020 war ich mit Freunden in Irkutsk (Sibirien), am größten Binnengewässer der
    Welt, dem Baikalsee, mit einer Fläche
    von 31.772km², was schon extrem beeindruckend war.
    Nun geht es zum größten Binnengewässer der EU, den Vänern. Der Vänern See hat eine Fläche von 5.518,1km²
    und liegt im Südwesten von Schweden.

    Doch dieser Weg will erst Mal gemeistert werden. Denn ein Radreisender hat es
    nicht immer leicht und eine freie Fahrt nicht garantiert.

    Als kleiner Roadtrain, kann so ein Bahnübergang auch zu einer kleinen
    Herausforderung werden und man muss alle seine Kenntnisse aus Physik und
    Geometrie anwenden, um die Hindernisse zu überwinden.

    Im schönsten Grau zeigt sich dann der Vänern. Der „Wow-Effekt“ blieb bei mir
    leider aus, weil die Dimensionen, die da vor mir lagen, nicht fühlbar waren. Aber
    das Wissen, dass der See ein Superlativ ist, stimmte mich dennoch zufrieden.
    Während wir im angrenzenden Park noch bei relativ stabilem Wetter Fika machen
    konnten, zog so langsam eine Schlechtwetterfront auf.

    Ganz banal übersetzt ist ein „Fika“ eine Kaffeepause mit leckeren Keksen,
    Plundergebäck oder Kuchen. Und am liebsten macht man eine solche Kaffeepause
    zusammen mit jemandem, den man mag. Dabei ist „Fika“ in Schweden ein sehr
    praktischer Begriff, der sowohl als Substantiv, als auch als Verb genutzt wird.

    Solch eine Radreise verlangt viel von einem ab, weswegen eine gesundene und ausgewogene Ernährung sehr wichtig ist, um die benötigte Energie für den Tag zu haben. 🤣

    In Deutschland ist nahezu grundsätzlich alles Verboten, wenn du in ein Naturschutzgebiet gehst. Dies hat auf jeden Fall seine Berechtigung, wenn man sich ansieht, wie viele Menschen mit der Natur umgehen und diese vor den Menschen geschützt werden muss. Dies bestrafft aber auch die, die sorgsam mit der Natur umgehen und mehr Zeit in ihr verbringen möchten.

    In Schweden findet man die schönsten Shelterplätze in solchen Naturschutzgebieten und sie sind immer in einem guten Zustand und es liegt kein Müll herum.

    Auch wenn es manchmal so aussah, als wären unsere Taschen explodiert sind, wenn wir uns „häuslich eingerichtet“ hatte, hinterließen wir am nächsten Tag nicht mehr als einen Fußabdruck.

    Zu einer Radreise gehört auch Kultur. Und der Name „Trollhätten“ klang so vielversprechend, dass wir dieser kleinen Stadt auch einen Besuch abstatteten und Fika machten. Durch den Vänern, mit seinem vielen Wasser und den Höhenunterschieden, hat Trollhätten einen sehr krassen Staudamm zur Stromgewinnung.

    Da wir leider/ glücklicherweise nicht in der Haupturlaubszeit da waren, wurden für
    uns nicht die Schleusen geöffnet, was laut den Informationstafeln ein touristisches
    Highlight ist. Dennoch ist es ein schöner Anblick und die Dimensinen, wie das
    Wasser dort runter donnerst, wenn die Schleusen geöffnet werden, lassen sich
    erahnen.

    Teamwork

    Gerade im bergigen Gebiet ist die schönste Belohnung eines Radfahrenden die
    Abfahrt. Mit unseren Anhängern war dies teilweise ein abenteuerliches
    Unterfangen. Denn ab 30km/h hatte man sein Fahrrad nicht mehr wirklich unter
    kontrolle und ein Fehler und man landet im Straßengraben. Aber wir Profis haben
    es mühelos, fast ohne Stürze, ja geschafft. Wir halfen uns in jeder Situation auf…

    … und meisterten jede Steigung, um den schönsten Schlafplatz zu finden.
    So hatte auch am Abend jeder seine Aufgabe, wenn wir unser Lager aufgebaut
    haben. Ich, als kleiner Feuerteufel, war für das Lagerfeuer zuständig. Besoneders
    in Schweden, kann es abends echt unerträglich werden, wenn die Mücken raus
    kommen. Das einzige, was da zuverlässig hilft, ist ein Lagerfeuer. Ebenfalls nutzen
    wir es aber auch zum Kochen und für die gemütlichkeit.

    Als Lichtquelle brauchten wir es nicht unbedingt, da wir zu einer Zeit in Schweden
    waren – zu Midsommer – in der es kaum dunkel wird, wenn es nicht bewölkt ist.
    Dadurch hatten wir teilweise Schwierigkeiten mit dem Zeitgefühl, da es sich um 1
    Uhr anfühlen konnte, als wäre es gerade mal 21 Uhr. Und das kam fast jeden
    Abend vor.

    Shelter statt Zelt

    Seen sind in diesem Bereich immer 200-400m üNN, was uns am Ende des Tages
    viel von uns abverlangte. Das Naturreservat Svartedalen, wollte es von uns ganz
    genau wissen ud war ein Plateu, mit ganz steilen zufahrtswegen. Und so
    krachselten und fluchten wir uns auch dieses mal wieder nach oben.

    Am See Äggdalssjön soll unsere vorletzte Übernachtung sein, bevor unsere
    Radrundreise in Schweden sich dem Ende neigt. Und wenn wir schon, jede Nacht,
    an für Schweden typischen Hütten übernachten, muss ich auch einmal in einer
    solchen geschlafen haben. So baute ich an diesem Abend kein Zelt auf und richtete
    mein Schlafplatz in der Holzhütte ein. Dies war meines festeste und quasi sicherste
    Behausung seit Tagen und ich fühlte mich beim einschlafen zunächst total
    unsicher. Dieses Kopfding war interessant, da ich, anstatt von dünem Stoff von
    massiven Holzbalken umgeben war. Und selbst die Plane, mit der ich den Eingan
    zu machen konnte, war dicker, als alle Lagen meines Zeltes.

    Letztendlich habe ich die Nacht aber sehr gut geschlafen und konnte von meinem
    „bett“ aus, wieder auf eine wunderschöne Fototapete schauen und den morgen
    genießen.

    Göteborg

    Nun neigt sich unsere Rundreise in der Wildnis von Schweden dem Ende zu, bevor
    es wieder in die zivilisation geht. 😉

    Der letzte Schlafplatz kurz vor Götebor wird hergerichtet, und wir merken bereits,
    dass wir wieder nahe der Zivilisation sind. An diesem Platz steht nicht ein Shelter,
    sondern 4 und es gibt weitaus mehr Lagerfeuerstellen. Wie wir am nächsten
    Morgen merkten, is dies wohl auch ein sehr beliebtes Ausflugsziel der
    GöteborgerInnen, als eine Lehrerin während unseres rühstücks vorbeika, um die
    Lage auszukundschaften, da sie später mit der Klasse, hier das Wochenende
    verbringen möchte. Eigentlich haben nur die Handtücher gefehlt. 😉
    Die verbleibenden Tage nutzten wir für ein klassisches Touriprogram, schauten uns
    Göteborg an, fuhren mit Fähren zu nahegelegenen Inseln und gewöhnten uns
    wieder an das städtische Leben. Um uns freier bewegen zu können, hatten wir uns
    auf einem Zeltplatz eingemitet, wo wir tagsüber unser Lager stehen lassen konnten
    un d nicht das ganze gerödel mitschleppen mussten, was ein ganz anderes
    Fahrgefühl mit sich brachte und man wieder wie gewohnt, zügig und unbeschwert
    durch die Gassen düsen konnt.

    Der Abschied

    „TEC goes Schweden“ – Tommy (mi), Eric (li) und Cars (re) fuhren für eine
    Radreise nach Schweden und kehren nun mit vielen tollen Eindrücken und tollen
    gemachten Erfahrungen wieder zurück.
    Auch wenn wir die Tour etwas verkürzen mussten, ist sie denoch eine volle Wucht
    gewesen. Ich habe bei meiner ersten Radreise viele Erfahrungen sammeln können
    und habe große Lust gewonnen, weitere solche Reisen anzugehen. Dass ich mir
    eine Woche später in Magdeburg ein echtes Reiserad gekauft habe, unterstreicht
    dieses Vorhaben enorm, was ihr im nächsten Beitrag sehen dürftet.