TEC goes Schweden 2021

TEC goes Schweden 2021

Die gesamte Strecke

Im Juni 2021 sollte sie starten, die erste Bikebacking Tour in meinem Leben und ich muss sagen, ich habe Blut geleckt. In 7 Tagen haben drei Freunde die „Wildnis“ von Schweden erradelt und hier gibt es ihre Geschichte.

Viel Freude beim lesen.

Anreise

Vor dem Sonnenaufgang ging es mit dem Auto los nach Rostock, um die erste Fähre des Tages zu erwischen. Wir wollten so viel aus der Reise raus holen, wie es uns möglich war.

Nachdem wir wie ein Flugzeug in Warteschleife unsere Kreise vor dem Trelleborger Hafen gedreht haben, landeteten wir mit über 2 Stunden Verspätung an. Dennoch sollte die Tagesplanung stehen bleiben und wir fuhren zügig los. Gegen 21 Uhr erreichten wir unseren Parkplatz, von dem aus unsere Radreise starten sollte. Strecke und Parkplatz wurde im Vorfeld ausführlich geplant, da gerade im städtischen Bereich, dies nicht ganz so einfach ist, da es in Schweden eine Parkplatzmafia gibt, die dich dazu drängen möchte, auf Bezahlparkplätzen zu parken. Und da uns ein heiles Auto am Ende erwarten sollte gingen wir auf Nummer sicher.

In Rekordzeit wurden die Fahrräder und Hänger ausgeladen, bestückt und abfahrbereit, da wir für den ersten Tag noch fast 24Km vor uns hatten, um die erste Nacht in einem der bekannten schweddischen Shelter zu übernachten.

Doch Schweden hat uns noch deutlich gemacht, dass wir nicht mehr im Flachland sind. Und so, wie wir beladen sind, waren es keine 24Km, wie in der Mark Brandenburg und haten gut zu kämpfen, in anbetracht, wie lange wir schon unterwegs sind.

Gegen Mitternacht erreichten wir den angepeilten Schelterplatz und dieser war nicht mehr vorhanden Der Rest, der von dem Platz noch übrig war, war so stark frequentiert, dass dort kein Platz für unsere drei Zelte mehr war. Dies erfuhren wir aber auch nur von dem Pärchen, welches schon am Wegesrand ihr Lager aufgeschlagen haben. Wenn wir dem Weg noch 10 Minuten folgen, sollten wir noch an einen See kommen, wo wir unser Lager aufbauen könnten, wurde uns von den Beiden empfohlen. So fuhren wir weiter durch Wald und Nacht aber konnten keinen See finden. Völlig entkräftet war uns dann, an einer etwas breiteren Stelle der Wegesrand gut genug. DA die Wege aussahen, als würden hier noch aktiv Waldarbeiten statt finden, sollten an dieser Stelle die großen Waldfahrzeuge an uns vorbeikommen. 🙈

Das Abenteuer beginnt

Am nächste Morgen konnten wir dann im hellen sehen, wo wir unser Lager aufgebaut haben.

Vom Weg aus betrachtet, sieht es doch garnicht so schlimm aus. Und große Fahrzeuge sind auch nicht durch unseren Vorgarten gedonnert.

Frühstücken, Kaffee trinken (Fika), einpacken und los. Erstes Ziel des Tages ist Stenungsund, wo wir Mittagspause machen wollen. Also raus aus dem Wald und in Richtung Küste.

Diese Aussicht… Der Wahnsinn… Die Freude ist groß und die Erwartung wurden mehr als erfüllt. Wenn das erst der Anfang ist, was kommt dann noch?

Der erste Tag endete dann mit 45Km, in der Nähe von Ljungskile an einem Traumhaften See.

Wo wir sonst locker 80Km, mit dem Fahrrad und Gepäck gefahren sind, wie Erik und ich es im Vorfeld getestet haben, ist es hier schwer möglich. In Vorbereitung auf diese Reise, hatten wir unser Setup gestet und sind an einem Verlängertem Wochenende, über Halbe nach Slubice und wieder zurück gefahren. Und wir waren der Meinung, damit gut ausgerüstet zu sein. Ich habe die Höhenmeter so brutal unterschätzt und werde meine Nabenschaltung und den Hänger noch lieben lernen.

Die Enttäuschung des Vorabends ist schnell verflogen, als wir an diesem See, der wie ein Postkartenmotiv da steht, ankamen, einen Shelter vorfanden, der sogar über 2 Grillplätze, einer Lagerfeuerstelle, Tischen und Bänken, auf uns wartete. 😍 Das wollen wir jetzt jeden Tag so haben. 😉

Diese Aussicht vom Bett aus, gepaart mit der Ruhe der Natur ist einfach ein Traum. Und jetzt sehe ich, wie es zu diesen Fototapeten kommt wenn man selbst, an einem soclher Orte ist und dieses Gefühl am liebsten mit nach hause nehmen möchte. 😌

Wie uns tags zuvor schnell klar wurde, dass wir mit unserem Gepäck und den schwedischen Höhenmetern, nicht die gewohnten Kilometer schaffen werden, einigten wir uns darauf, nur noch 40-45 Kilometer am Tag anzupeilen und alles drüber ist Bonus. Ein wenig wehmütig, habe ich die geplante Router für die nächste Tage unserer aktualisierten Tagesleistung angepasst. So werden wir schon früher nach Osten abdrehen müssen und werden nicht bis fast an die norwegische Grenze radeln.

Und so fuhren wir wieder weiter, durch schedens schöne Natur.

Über eine Sheltermap, die ich in einer Facebookgruppe gefunden hatte, suchten wir uns immer die Plätze für die nächste Nacht aus. Der Vorteil war einfach, dass die allermeisten an Gewässern, wie Seen und Flüssen gelegen sind und über eine Feuerstelle, und manchmal einem Grill, verfügen. Da die Karte von allen möglichen Mensch gepflegt wurde, in der jeder was eintragen kann und nicht immer auf dem aktuellsten Stand ist, wie wir an Tag 1 festellen konnten, kann auch mal ein Platz weg sein. So kamen wir an einen See, der bei der Jugend der umliegenden Dörfer sehr beliebt war, aber der versprochene Shelter auch nicht zu sehen war. Da steht man dann am Ende des Tages da, völlig entkräftet und muss entscheiden, ob man weiter fährt, sich einfach irgendw hinhaut oder solange sucht, bis man den perfekten Lagerplatz gefunden hat. Die beharlichkeit meiner Mitstreiter sollte uns ans Ziel bringen. An dem See gab es auch einen Weg rechts am See entlang, der aber zu einem Universitätsgelände gehört und wir uns nicht so genau mit dem Jedermannsrecht auskannten. Man darf Privatgelände betreten und auch dort übernachten, wenn sie nicht eingezäunt sind. Wie steht es mit abgesperrten Wegen, wenn man um die Absperrung drum herum laufen kann? *No Risk – No Fun*

Die entscheidung war auf jeden Fall die richtige und wir fanden einen Shelterplatz, der nicht auf der Karte eingezeichnet war. Die Hütte war zwar nicht für eine Übernachtung geeignet, was uns aber nicht kümmern musste, da wir unsere Zelte dabei hatten.

Der Vänern

2020 war ich mit Freunden in Irkutsk (Sibirien), am größten Binnengewässer der
Welt, dem Baikalsee, mit einer Fläche
von 31.772km², was schon extrem beeindruckend war.
Nun geht es zum größten Binnengewässer der EU, den Vänern. Der Vänern See hat eine Fläche von 5.518,1km²
und liegt im Südwesten von Schweden.

Doch dieser Weg will erst Mal gemeistert werden. Denn ein Radreisender hat es
nicht immer leicht und eine freie Fahrt nicht garantiert.

Als kleiner Roadtrain, kann so ein Bahnübergang auch zu einer kleinen
Herausforderung werden und man muss alle seine Kenntnisse aus Physik und
Geometrie anwenden, um die Hindernisse zu überwinden.

Im schönsten Grau zeigt sich dann der Vänern. Der „Wow-Effekt“ blieb bei mir
leider aus, weil die Dimensionen, die da vor mir lagen, nicht fühlbar waren. Aber
das Wissen, dass der See ein Superlativ ist, stimmte mich dennoch zufrieden.
Während wir im angrenzenden Park noch bei relativ stabilem Wetter Fika machen
konnten, zog so langsam eine Schlechtwetterfront auf.

Ganz banal übersetzt ist ein „Fika“ eine Kaffeepause mit leckeren Keksen,
Plundergebäck oder Kuchen. Und am liebsten macht man eine solche Kaffeepause
zusammen mit jemandem, den man mag. Dabei ist „Fika“ in Schweden ein sehr
praktischer Begriff, der sowohl als Substantiv, als auch als Verb genutzt wird.

Solch eine Radreise verlangt viel von einem ab, weswegen eine gesundene und ausgewogene Ernährung sehr wichtig ist, um die benötigte Energie für den Tag zu haben. 🤣

In Deutschland ist nahezu grundsätzlich alles Verboten, wenn du in ein Naturschutzgebiet gehst. Dies hat auf jeden Fall seine Berechtigung, wenn man sich ansieht, wie viele Menschen mit der Natur umgehen und diese vor den Menschen geschützt werden muss. Dies bestrafft aber auch die, die sorgsam mit der Natur umgehen und mehr Zeit in ihr verbringen möchten.

In Schweden findet man die schönsten Shelterplätze in solchen Naturschutzgebieten und sie sind immer in einem guten Zustand und es liegt kein Müll herum.

Auch wenn es manchmal so aussah, als wären unsere Taschen explodiert sind, wenn wir uns „häuslich eingerichtet“ hatte, hinterließen wir am nächsten Tag nicht mehr als einen Fußabdruck.

Zu einer Radreise gehört auch Kultur. Und der Name „Trollhätten“ klang so vielversprechend, dass wir dieser kleinen Stadt auch einen Besuch abstatteten und Fika machten. Durch den Vänern, mit seinem vielen Wasser und den Höhenunterschieden, hat Trollhätten einen sehr krassen Staudamm zur Stromgewinnung.

Da wir leider/ glücklicherweise nicht in der Haupturlaubszeit da waren, wurden für
uns nicht die Schleusen geöffnet, was laut den Informationstafeln ein touristisches
Highlight ist. Dennoch ist es ein schöner Anblick und die Dimensinen, wie das
Wasser dort runter donnerst, wenn die Schleusen geöffnet werden, lassen sich
erahnen.

Teamwork

Gerade im bergigen Gebiet ist die schönste Belohnung eines Radfahrenden die
Abfahrt. Mit unseren Anhängern war dies teilweise ein abenteuerliches
Unterfangen. Denn ab 30km/h hatte man sein Fahrrad nicht mehr wirklich unter
kontrolle und ein Fehler und man landet im Straßengraben. Aber wir Profis haben
es mühelos, fast ohne Stürze, ja geschafft. Wir halfen uns in jeder Situation auf…

… und meisterten jede Steigung, um den schönsten Schlafplatz zu finden.
So hatte auch am Abend jeder seine Aufgabe, wenn wir unser Lager aufgebaut
haben. Ich, als kleiner Feuerteufel, war für das Lagerfeuer zuständig. Besoneders
in Schweden, kann es abends echt unerträglich werden, wenn die Mücken raus
kommen. Das einzige, was da zuverlässig hilft, ist ein Lagerfeuer. Ebenfalls nutzen
wir es aber auch zum Kochen und für die gemütlichkeit.

Als Lichtquelle brauchten wir es nicht unbedingt, da wir zu einer Zeit in Schweden
waren – zu Midsommer – in der es kaum dunkel wird, wenn es nicht bewölkt ist.
Dadurch hatten wir teilweise Schwierigkeiten mit dem Zeitgefühl, da es sich um 1
Uhr anfühlen konnte, als wäre es gerade mal 21 Uhr. Und das kam fast jeden
Abend vor.

Shelter statt Zelt

Seen sind in diesem Bereich immer 200-400m üNN, was uns am Ende des Tages
viel von uns abverlangte. Das Naturreservat Svartedalen, wollte es von uns ganz
genau wissen ud war ein Plateu, mit ganz steilen zufahrtswegen. Und so
krachselten und fluchten wir uns auch dieses mal wieder nach oben.

Am See Äggdalssjön soll unsere vorletzte Übernachtung sein, bevor unsere
Radrundreise in Schweden sich dem Ende neigt. Und wenn wir schon, jede Nacht,
an für Schweden typischen Hütten übernachten, muss ich auch einmal in einer
solchen geschlafen haben. So baute ich an diesem Abend kein Zelt auf und richtete
mein Schlafplatz in der Holzhütte ein. Dies war meines festeste und quasi sicherste
Behausung seit Tagen und ich fühlte mich beim einschlafen zunächst total
unsicher. Dieses Kopfding war interessant, da ich, anstatt von dünem Stoff von
massiven Holzbalken umgeben war. Und selbst die Plane, mit der ich den Eingan
zu machen konnte, war dicker, als alle Lagen meines Zeltes.

Letztendlich habe ich die Nacht aber sehr gut geschlafen und konnte von meinem
„bett“ aus, wieder auf eine wunderschöne Fototapete schauen und den morgen
genießen.

Göteborg

Nun neigt sich unsere Rundreise in der Wildnis von Schweden dem Ende zu, bevor
es wieder in die zivilisation geht. 😉

Der letzte Schlafplatz kurz vor Götebor wird hergerichtet, und wir merken bereits,
dass wir wieder nahe der Zivilisation sind. An diesem Platz steht nicht ein Shelter,
sondern 4 und es gibt weitaus mehr Lagerfeuerstellen. Wie wir am nächsten
Morgen merkten, is dies wohl auch ein sehr beliebtes Ausflugsziel der
GöteborgerInnen, als eine Lehrerin während unseres rühstücks vorbeika, um die
Lage auszukundschaften, da sie später mit der Klasse, hier das Wochenende
verbringen möchte. Eigentlich haben nur die Handtücher gefehlt. 😉
Die verbleibenden Tage nutzten wir für ein klassisches Touriprogram, schauten uns
Göteborg an, fuhren mit Fähren zu nahegelegenen Inseln und gewöhnten uns
wieder an das städtische Leben. Um uns freier bewegen zu können, hatten wir uns
auf einem Zeltplatz eingemitet, wo wir tagsüber unser Lager stehen lassen konnten
un d nicht das ganze gerödel mitschleppen mussten, was ein ganz anderes
Fahrgefühl mit sich brachte und man wieder wie gewohnt, zügig und unbeschwert
durch die Gassen düsen konnt.

Der Abschied

„TEC goes Schweden“ – Tommy (mi), Eric (li) und Cars (re) fuhren für eine
Radreise nach Schweden und kehren nun mit vielen tollen Eindrücken und tollen
gemachten Erfahrungen wieder zurück.
Auch wenn wir die Tour etwas verkürzen mussten, ist sie denoch eine volle Wucht
gewesen. Ich habe bei meiner ersten Radreise viele Erfahrungen sammeln können
und habe große Lust gewonnen, weitere solche Reisen anzugehen. Dass ich mir
eine Woche später in Magdeburg ein echtes Reiserad gekauft habe, unterstreicht
dieses Vorhaben enorm, was ihr im nächsten Beitrag sehen dürftet.

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